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An den Herzog Carl August

[7. – 10. Februar.]

Eh das Carneval uns mit seinem Lärm anfällt muß ich noch einmal schreiben, denn ich weiß nicht ob mir nachher soviel Zeit übrig bleibt. Diese Lustbarkeiten gehn uns um desto näher an, da sie unter unsern Fenstern vorgehn und mir diese Tage über viel Besuch haben werden.

Schon Täglich führt man die Rennpferde in die Gegend des Obelisks, richtet sie mit dem Kopfe gegen den Cors und so hält man sie eine Weile, um sie an den Platz von dem sie auslaufen sollen zu gewöhnen, dann führt man sie die Strase hinunter und zeigt ihnen ihre Laufbahn.

Vor einigen Abenden ward in dem kleinen Theater Valle ein neues Intermetz von Anfoßi mit großem Beyfall aufgeführt; es ist recht glücklich komponirt.

[176] Übrigens bin ich auch hier weniger genießend als bemüht, ich lauffe und dencke mich müd und matt; jetzt kommt noch gar der Zeicheneifer dazu und macht mir, da ich nur wenige Zeit aufs Arbeiten verwenden kann, ein wahres Leiden. Doch wenn ich hier und jetzt nichts lernen will, was solls denn werden. Miß Gore ist nicht vergeßen, vielmehr fühl ich eine große Begierde mich beßer als bißher geschehen können vor ihr zu zeigen. Ich habe die ganze Familie neulich in Fraskati auf einem Gemählde von Hackert (freylich ein wenig entstellt) gesehen.

Sie schreiben mir daß Sie mich vor Weynachten nicht erwarten, der Himmel segne Sie für alles Gute das Sie mir gewähren und gönnen. Der Stein hatte ich zwey Reiseplane geschrieben, die Sie, durch Weimar nur durchgehend, nicht können gesehen haben, denn die Briefe sind später angekommen; allein was kann man sichres von solchen Wegen sagen, die so manchem Wechsel unterworfen sind. Alles kommt darauf an ob ich nach Sicilien gehe oder nicht. Das macht, wenn ich's solid angreife 3 bis 4 Monate Unterschied.

Erst dacht ich schon im August wieder zu Hause zu seyn und jetzt wenigstens wünsche ich im Herbst wieder über die Berge zurück, das träfe, wenn ich Schloßern und meiner Mutter einige Zeit schenckte mit Ihren Gesinnungen überein. Auf Ostern das nähere und weitere. Ich möchte mein Schiff in Ophir [177] recht beladen. Es soll mir an keiner Art der nöthigen und gehörigen Ingredienzien fehlen.

Mit dieser großen und herrlichen Stadt werde ich nun schon familiärer und so kommen wir aufs rechte Fleck, sie verliert nichts dabey und ich gewinne. Es ist mir sehr gesund in einem solchen Elemente mich erst recht zu baden und zu waschen, das Einölen soll nach Ihrem Recepte in Neapel vor sich gehn.

Ich frage nicht nach Ihren Wegen und wie es Ihnen darauf ergeht. Ich werde seiner Zeit schon mein Teil erfahren.

Leben Sie recht wohl. Grüßen Sie Knebeln.

Von Neapel schreib ich wenigstens ein Wort und schick es auch an Edelsheim.

Rom d. 10. Febr. 87.

G.


Es bleibt mir noch ein wenig Zeit und ich muß diese Seite noch vollschreiben.

Ganz besonders ergötzt mich der Anteil, den Sie an Wilhelm Meister nehmen. Seit der Zeit, da Sie ihn in Tannrode lasen, hab ich ihn oft wieder vor der Seele gehabt. Die große Arbeit die noch erfordert wird ihn zu endigen und ihn zu einem Gantzen zu schreiben wird nur durch solche teilnehmende Aufmunterungen überwindlich. Ich habe das wunderbarste vor. Ich möchte ihn endigen mit dem Eintritt ins vierzigste Jahr, da muß er auch geschrieben seyn. Daß es, auch nur der Zeit nach, möglich werde, laßen [178] Sie uns, wenn ich wiederkomme zu Rathe gehn. Ich lege hier den Grund zu einer soliden Zufriedenheit und werde zurückkehrend mit einiger Einrichtung, Vieles thun können.

Noch eins Tischbein mahlt mich in Lebensgröße im weißen Mantel auf Ruinen sitzend. Es giebt ein glückliches Bild, er nimmt zur Ausarbeitung seine ganze Kunst zusammen, da die Idee glücklich ist. Leben Sie wohl.

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