24/6862.
An Johann Friedrich Heinrich Schlosser
Ew. Wohlgebornen
danke zum schönsten für die ausfürliche Nachricht wegen Wiesbaden. Der Wunsch meine lieben Landsleute einmal wieder zu besuchen veranlaßte mich zu dem Gedanken in der Nähe der Vaterstadt einen Theil des Sommers zuzubringen, allein die Ärzte sind nicht mit mir einig und wollen mich wieder in die böhmischen Bäder schicken, die mir freylich mehrere Jahre sehr wohl bekommen sind.
Und wenn ich aufrichtig seyn soll, so hat Ihre treue Schilderung des dortigen Zustandes meine früheren Erfahrungen daselbst wieder geweckt und mir in Erinnerung gebracht, welche Leiden ich dort bey großer Hitze in den Badehäusern, Bädern, Gasthöfen und so weiter erduldet und wie ich mehr wie einmal deshalb in die Gebirge geflüchtet.
Lassen Sie mich also die Hoffnung nähern, daß ich diesen Herbst nach vollendeter Cur auf kurze Zeit meinen Besuch abstatte, vielleicht giebt es alsdann in der Nähe einen ländlichen Ort, wo ich mit meinen werthesten Freunden zusammen leben und ihnen für so viel Güte Dank sagen kann.
Sobald Sie irgend einer Summe für meine Caffe bedürfen, bitte mir es anzuzeigen, eine Anweisung soll sogleich erfolgen. Das herzlichste Lebewohl.
[301] Die Zeichnungen sind angekommen und haben auf's neue unsre Bewunderung erregt. Die Kupfer haben mir viel Vergnügen gemacht, ich danke herzlich für die gefällige Besorgung. Mit Herrn Silberberg werde ich mich, sobald man einigermaßen zur Euhe kommt, in nähere Verbindung setzen. Den werthen Ihreigen mich auf's angelegentlichste empfehlend.
Vorstehendes liegt schon mehrere Tage und so kann ich nun melden daß Herr Reimer angekommen und mir durch seine Unterhaltung und die Zeichnungen viel Vergnügen gemacht hat.
Nächstens mehr!
Ich bin diese Tage durch eine allzukühn übernommene Arbeit so festgehalten, daß ich mich nicht umsehen kann.
Das Beste wünschend
Goethe.