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An Johann Jacob von Willemer
Madame Hollweg ist bey uns glücklich und freundlich angelangt, leider an einem Tage wo meine Kinder mit Hof- und Ballgeschichten dergestalt bedrängt waren, daß wir die treffliche Frau nur kurze Zeit bey uns sehen konnten. Es steht zu hoffen daß [184] sie bey ihrer Rückkehr das Betragen Freund Willemers nicht nachahmen werde.
Frau von Hollweg und meine Schwiegertochter, zwey sehr wohlerzogene Frauenzimmer, konnten ihre Neugierde nicht bergen, was in dem kleinen, mitgebrachten, saubern Paquetchen wohl erhalten seyn möchte; da ich aber solches in die Busentasche steckend an meinem Herzen verbarg, so beruhigten sie sich nur ungern und langsam.
Erst heute komme ich dazu schönstens dafür zu danken und durch den geflügelten Boten neue Aufträge zu wagen. Vielleicht finden die Freunde in dem beykommenden Hefte einige Unterhaltung, wenigstens sehen sie daraus womit wir uns in engem Kreise diesen Winter über beschäftigt.
Zelter schreibt mir so eben daß er einige Lieder des Divan componirt; sobald ich sie erhalte übersend ich sie. Der Westwind besonders hat stark auf ihn gewirkt und ich hoffe lieblichen Ausdruck. Sodann wünscht ich aber zu erfahren was die zarten Herzen am Mayn, dergleichen es dort doch wohl auch geben mag, sich für Lieder und Stellen ausgesucht. Aus dem nördlichen Deutschland sind mir zwar anonyme, aber sehr freundliche Worte zugekommen. Was ich diesen Winter im Stillen arbeite giebt vielleicht im Verlauf des nächsten Jahrs den Freunden einige nachdenkliche genußreiche Stunden. Lassen Sie uns indessen von Zeit zu Zeit liebevolle Worte wechseln.
[185] Grüßen Sie mir zum allerschönsten die Freundin die man sonst zutraulich Rosette zu nennen wagte. Möge sie im gegenwärtigen veränderten Zustande unserer immerfort freundlich theilnehmend gedenken. Frau Hollweg konnte mir nur wenig von Frankfurt berichten, sie blieb kaum so lange bey uns daß ein erstes Vertrauen sich einigermaßen hätte eröffnen, eine freye Gesprächigkeit hätte einleiten können.
treulichst, herzlichst
G.