21/5982.
An August Eberhard Müller
Durch Ihre Anstellung in Weimar, mein werthester Herr Capellmeister, ist einer meiner angelegentlichsten Wünsche erfüllt worden, die Musik bey uns recht begründet zu sehen. Ich bin überzeugt, daß Sie dasjenige was Sie vorfinden gar bald auf einen höheren Grad der Vollkommenheit bringen werden, und ob es mir gleich leid thut, daß ich bey dem Anfang Ihrer Beschäftigungen nicht gegenwärtig seyn kann; so werde ich mit desto größerem Vergnügen den schnellen Einfluß Ihrer Bemühungen bey meiner Wiederkunft wahrnehmen.
Auch die kleine Singanstalt, die sich in meinem Hause durch Zufall gebildet und schon einige Jahre fortgedauert hat, empfehle ich Ihrer freundlichen Theilnahme, so wie Herrn Eberwein, den Vorsteher derselben. Haben Sie die Güte, diesen jungen Mann zu beobachten, sein Talent und seine Unterrichtsmethode zu beurtheilen, und ihm mit Rath und That an Handen zu gehen, damit wir je eher je lieber [281] auch von dieser Seite gefördert werden. Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle, Ihrer theuren Gattin meine besten Grüße auszurichten bitte und recht wohl in Jena neuen Verhältnissen zu leben wünsche.
Jena, den 7. May 1810.
Goethe.