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An Sulpiz Boisserée

Demoiselle Zelter, die meinen Geburtstag mit Ihnen feyerte, war auch bey der Ankunft Ihres Briefes gegenwärtig, und sprach dankbar von der ausgezeichneten Aufnahme die Sie ihr gegönnt. Ich bin ganz wohl, wie ich nur verlangen kann, nach Hause gekommen, nachdem ich mir draußen, obgleich mit vieler Vorsicht, viel zugemuthet habe. Ich arbeite mich nun wieder in den Winter hinein und hoffe, wir wollen bis Weihnachten manches zu Stande bringen.

Nach Abgang meines letzten Egerischen Briefs machte ich mir Vorwürfe, die Einladung nicht wiederholt zu haben; Sie sind immer herzlich willkommen. Sollte sich die Möglichkeit näher zeigen, so geben Sie mir Nachricht, daß ich nicht etwa in Jena sey, wo es mir an allen Mitteln fehlt, Freunde aufzunehmen und zu bewirthen.

Für die Münzen, welche wohl gepackt und gut erhalten angekommen, mag denn auch das Mehrgezahlte gebilligt seyn. Da der gute Mann nicht mit sich handeln läßt, so ersuchen Sie ihn, gleich läßliche Preise zu machen. Wenn er nach jener ersten Andeutung fortfährt, so ist mir das Größere wie das Kleinere willkommen.

Ihr Manuscript über den Dom zu Köln habe wohl erhalten, wann ich daran komme, es zu beherzigen,[150] kann ich nicht sagen: im Gespräche würde es sich geschwind geben. Höchlich erfreut mich Ihre Andeutung auf eine Entwickelung Ihres Geschicks, denn ich läugne nicht, daß mich Ihre Lage manchmal beunruhigt.

Sobald uns die entoptischen Glastäfelchen wieder glücken, woran es bis jetzt gefehlt hat, geb ich auch über diesen Punct näheren Aufschluß. Dagegen sende nächstens sehr schöne trübe Täfelchen, die den Gegensatz auf Hell und Dunkel entschieden und lieblich hervorbringen.

Meine Farbenlehre, die bisher an dem Altar der Physik wie ein todter Knotenstock gestanden, fängt an zu grünen und Zweige zu treiben; in guten Boden gepflanzt, wird er auch Wurzel schlagen.

In Berlin hat sie der Minister von Altenstein dergestalt begünstigt, daß er ein Zimmer im Akademiegebäude einräumen und die nöthige Summe zum Apparat auszahlen ließ. Doctor v. Henning, ein Schüler Hegels, hat in diesem Sommer öffentliche Vorlesungen darüber gehalten. Die Einleitung dazu ist gedruckt, ich sende sie nächstens und würde sie für wohl gerathen erklären, wäre sie auch nicht in dem Grade zu meinen Gunsten geschrieben. Eigentlich aber darf ich sagen, daß ich wohl verdiene, nach drey ßigjährigem Schweigen zu der niederträchtigsten Behandlung, die ich von meinen Zeitgenossen erduldete, endlich durch eine frische, hochgebildete Jugend zu Ehren zu gelangen. Im Alter [151] hofft man auf geistreiche, herzliche Zustimmung, des vagen Beyfalls ist man längst müde.

Meine alten Freunde zu erhalten, jüngere zu gewinnen, ist jetzt mein unabläßlicher Wunsch, und da sind Sie überzeugt, daß Sie recht lieblich und löblich in der Mitte stehen.

Bleiben Sie und die lieben Ihrigen mir und den Meinigen immer dieselben.

treulichst verbunden

Weimar den 6. September 1822.

G.

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