[130] 21/5904a.

An die Hoftheater-Commission

Die Anstellung eines neuen Tanzmeisters betreffend, auf welche sich beyliegender Brief so wie das demselben zugefügte Votum bezieht, habe ich folgendes mitzutheilen.

Serenissimus äusserten als Hauptmotiv dieser Berufung, daß Sie von hiesigen Familienvätern und Müttern um Herbeiziehung eines Tanzmeisters angegangen worden; weshalb man denn auch jene Negotiation mit dem Hanauer angefangen.

Allein inzwischen haben mehrere hiesige Personen ein Vertrauen auf einem Tanzlehrer, Namens Langer in Rudolfstadt, geworfen, und ist auch schon, wie aus[130] dem beygelegten Blatte zu ersehen, eine beynah hinlängliche Subscription zu Stande gekommen.

Nun möchte es wohl bedenklich seyn, daß man von Seiten des Theaters jene Negation mit dem Hanauer fortsetze:

1.) Weil man eine beynahe zu Stande gekommen Verabredung von Privatpersonen dadurch störte und ihnen, entweder statt eines Mannes in den sie schon Vertrauen gesetzt, einen Freunden Unbekannten aufdränge; oder, wenn sie bey dem genannten Lenger verharrten, jenen zu einer schon occupirten Stelle beriefe.

2.) Hat man in den gegenwärtigen Falle die Bequemlichkeit, ohne Kosten und Risiko, gedachten Lenger zu beobachten, wie er sich während seiner 3 Monate benimmt. Fällt diese Erfahrung gut für ihn aus, und man wünschte ihn zu behalten: so wird er sich, wie ich vernommen, auch gerne hier fixiren, und es brauchte, wenn er vom Publicum gekannt und für seine Dienste bezahlt ist, nur einen Zuschluß von Serenissimo, um denselben auch noch bey andern Anstalten brauchen zu können.

3.) Gestehe ich aufrichtig, daß ein Ballet, von welcher Art es auch sey, bey unserm Theater nicht leicht gedeihen werde, und seiner Natur nach dennoch die Kosten vermehren und manche Unzufriedenheit erregen muß. Weswegen mir also ein einzelner[131] Mann, wie dieser, einem andern, der Familie hat, vorzuziehen scheint.

Auf alle Fälle kann man sich mit dem Hanauer in Connexion erhalten und, nach Beschaffenheit der Umstände, ihn vielleicht zu Michael auf einige Wintermonate engagiren, da er denn mit seinen Darstellungen eher der Casse nützen, dem Hofe und Publicum erfreulich werden könnte, als im Sommer, wo durch den Lauchstädter Aufenthalt die Sache ohnehin, im Ganzen, ein anderes Ansehen gewinnt.

Gegenwärtiges lege ich zur Prüfung vor, und überlasse, ob man hiernach, oder auf eine sonst gefällige Weise, Serenissimo unterthänigsten Vortrag thun will.

Weimar den 8. Februar 1810.

Goethe. [132]

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