[353] [155]5/1260.

An den Herzog Carl August

Wenn Sie Ihr Kreuzzug liebster gnädigster Herr, nach Sonneberg geführt hat, so werden Sie einen Theil des Vorwurfs zurücknehmen daß ich nicht schreibe, und die übrige Hälfte soll hoff ich der eingeschlossene Brief vertilgen.

Ihren Brief von Kaltennordheim der Montags geschrieben war erhielt ich erst zu Ende der Woche. Der Husar fand in Neehausen die Wohnung leer, und lies dem Sekretair den Brief und erst gestern erhalte ich was beyliegt, mit einem sehr artig stylisirten Briefgen dabey, das iedoch völlig in der Form abgefaßt ist als wenn der Herr Gemahl das Conzept signirt hätte.

Wenn es möglich ist, und Sie noch länger aussen bleiben; so bitt ich um einige Nachrichten, Ihrer Zurückkunft, und des Meinungischen Besuchs. Eins wegen des Abfeuerns, das andre wegen dramatischer Einrichtungen für Tiefurt.

Friede und Einigkeit haben bisher unter uns gewohnt, Ihre Frau Gemahlinn ist vergnügt, Ihre Frau Mutter auch, iedes in seinem Wesen. Die Wärme ist eine allgemeine Unterhaltung wie vor kurzem die Influenza, und die kalten Winde. Die Oberhofmeisterinn ist zurück, und das Brautpaar geht im Mondenscheine spazieren.

[155] Mit der grösten Philister Behaglichkeit sitze ich in meinem Neste, nachdem ich mich vorher nach Art der Windhunde mehrmal herumgedreht habe, um ihm eine meinem Körper analoge Form zu geben.

Kalb hat Abschied genommen und ist heute weg.

Unsre Johannisloge war magrer als ein Hof zur Curzeit. Und wenn Bode nicht noch durch einen Spas bey Tisch die Vorsteher beleidigt hätte, so daß gar der alte Germer den Hammer niederlegen wollte, und Rothmaler eine lange Rede aus dem Stegreife hielte, so wären wir ohne das geringste Interesse geschieden. Mehr Böcke sind wohl überhaupt im Ritual und Formal an keinem Johannistage vorgegangen. Ein deputirter, unpräparirter Meister vom Stuhl, zwey Vorsteher aus dem Stegreife pp. Und sobald von so etwas der Pedantismus getrennt ist; dann gute Nacht.

Leben Sie wohl und geniesen des Lebens.

Hitze werden Sie mit unter ausstehn.

Die Herzoginn wird wohl das übrige von neuem und altem vermelden.

Weimar d. 26. Jun. 82.

G. [156]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek