10/2993.

An Carl Ludwig von Knebel

Lager bey Marienborn d. 2. Jul. 93.

Ich sage dir nichts von dem was um mich vorgeht, es ist menschlich genommen sehr unerfreulich, hilft es politisch; so wollen wir uns damit trösten.

Ich frage wie geht es dir? arbeitest du fleißig? und wie weit bist du mit deinem Wercke vorgeruckt?

Ist die Kur wohl bekommen?

[83] Wie sehr wünscht ich den Musen des Friedens huldigen zu können! Was möglich ist thue ich doch. Reinecken habe ich starck durchgeputzt, auch an meinen optischen Sachen habe ich viel gearbeitet, theils habe ich manches einzelne aufgeschrieben, theils habe ich mir eine Übersicht über das Ganze zu verschaffen gesucht worüber ich jetzt einen kleinen Aufsatz ausarbeite. Ich halte mich um so fester an diese Gegenstände des Denckens, da wir in diesen Augenblicken mehr als jemals der Ableiter bedürfen.

Du bist wie ich höre wieder in Weimar, deine Frl. Schwester, deren Kranckheit mich in Sorge gesetzt hat, ist wieder besser wozu ich Glück wünsche. Lebe wohl, empfiel mich bestens und schreibe mir ein Wort.

G.

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