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An den Großherzog Carl August

Ew. Königlich Hoheit

Gnade für den jungen Künstler bringt auch mir die größte Freude; ein entschieden Talent an ihm ist nicht zu verkennen. Einen Sommer brachte er in Dresden zu, um sich an den dortig Niederländern [110] zu bilden; eben rüstet er sich zu einer abermaligen Reise dahin, da ihn aber Höchst Dieselben in die ganze Fülle des Gastmahls versetzen wollen, so wird er sich freylich dort anders nähren als an jenen, zwar sehr schätzbaren, aber doch immer unzureichenden Brosamen.

Wenn Ihro Königliche Hoheit in dieser Angelegenheit noch sonst etwas befehlen, so finden Sie mich dazu wie immer willig und bereit.

Diese Tage habe ich Director van Bree auf einen freundlichen Brief zu antworten, darf ich des Künstlers erwähnen?

2) Hauys Lebensgeschichte kommt hier mit vielem Dank zurück. Sie ist vielfach interessant, wissenschaftlich belehrend, historisch merkwürdig und menschlich rührend; bey dem Glanze eines solchen Namens sind freylich für die Nachkommenschaft die Wolken verschwunden, die ein so werthes Daseyn verdüsterten.

3) Das mitgetheilte hier Schreiben dient mir zur völligen Aufklärung, ich werde mich nach und nach um die citirten Stellen bemühen. So vortheilhaft ist es gleich an die rechte Schmiede zu gelangen. Ich darf wohl bitten auch von meiner Seite den verbindlichsten Dank gelegentlich zu erwidern.

4) Entschuldigung für die schon einige Zeit bey mir liegende meteorologische Tabelle vom Februar. Schrön bereitet sich zu seiner Bereisung der Beobachtungsplätze und hat mir darüber gute vorläufige[111] Kundschaft gegeben. Darf er sich melden eh' er abgeht? Auf das Resultat seiner Reise in's Oberland bin ich sehr neugierig; dort ist von Sartorius gar löblich vorgearbeitet.

5) Der Catalog abwechselnder Flötzarten hat mich sehr unterhalten und an jene Zeiten erinnert wo eine mobile Jugend dergleichen Vorkommenheiten selbst gern in Augenschein genommen.

Die Eisbahn wird aufgewartet haben.

unterthänigst

Weimar den 19. April 1824.

J. W. v. Goethe.

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