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An den Großherzog Carl August
Königliche Hoheit!
1. Das gesuchte Heft stand geruhig in Jena, woher es ankommend schuldtigst aufwartet. Die Anzeige ist freylich sehr laconisch; indessen sind hier historische Untersuchungen bewirkt worden, wodurch man sich im Stande sieht, mit Beyhülfe der schon mitgetheiten Notizen, eine hübsche auslangende Darstellung des Bildes aufzusetzen, welche nächstes überreiche.
[112] 2. Es thun sich freundliche Aussichten auf zur Ausgabe eines allgemeines meteorologischen Journals, wovon ich das Nähere durch Geh. Referendar Helbig vorzutragen mir die Erlaubnis erbitte, weil es gut seyn möchte, wenn dieser junge Mann mit dem ganzen Umfange des Geschäftes nach und nach vertraut gemacht wird.
Das meteorologische Problem ist freylich gar zu verwickelt. Was dem Beobachter bald auffallen muß und ich seit zwey Jahren wohl bemerke, ist, daß die sämmtliche Symptome, sie mögen barometrisch, thermometrisch, hygrometrisch heißen, eben so auch die Wolkenformen, in jeder Jahrszeit etwas anders bedeuten, nicht weniger in verschiedenen Klimaten, Bergeshöhen u.s.w. weshalb denn die Beurtheilung, bey noch so großer Gewandtheit des Geistes, immer schwer fällt. Was die jetzige Witterung betrifft, so glaube ich, daß die Nebelregion sich nicht hoch erstreckt. Wer jetzt auf dem Brocken stünde, würde ein ganzes Wogenmeer unter sich sehen und sich in brennender Sonne befinden. Das sind jedoch individuelle Überzeugungen, entsprungen aus analogen Phänomenen, wodurch das Ganze kaum gefördert wird. Doch muß man an nichts verzweiflen und immerfort sein Schärflein treulich beytragen.
3. Die Anfragen nach Jena gehen heut ab, und ich sehe einer baldigen Beantwortung entgegen.
[113] Gnädigste Erlaubnis Verschiedenes, was sich vorbereitet, nachzubringen erbittend.
unterthänigst
J. W. v. Goethe.