22/6169.

An Anton Genast

Zuvörderst danke ich Ihnen, mein lieber Herr Genast, für die Nachrichten, die Sie mir gegeben, wie es mit unserer guten Gesellschaft bisher gestanden. Ich habe alles, was sich auf sie bezieht, immer im Sinne, und überzeuge mich deshalb nur an wenigen Worten, wie es mit unserer Sache steht.

Was Lauchstädt betrifft, so werden Sie daselbst thun, was nöthig und schicklich ist. Es ist zu hoffen, daß Halle auch uns zum Vortheil der dortigen beytragen, und solche Verhältnisse, wo beyde gewinnen, immer die besten sind. Ich schicke auch deswegen einen Prolog, den ich mir in meinen gegenwärtigen Zeiten und Umständen gleichsam abgespart habe. Ich hoffe, daß er seine gute Wirkung thun soll. Neben dem Gedicht selbst und in dem Context desselben sind mit rother Tinte Bemerkungen gemacht, welche die Schauspielerinn im eigenen Nachdenken über den Vortrag bestärken können. Denn freylich läßt sich sehr wenig schreiben über das was lebt oder belebt werden muß. – Soviel ich übersehen kann, sind alle Verhältnisse in dieser kleinen Rede berücksichtigt; aber ich ersuche Sie, das Manuscript geheim zu halten, und Niemand, unter welcher Bedingung es auch sey, eine Abschrift zu gestatten. Da jedoch nicht leicht Jemand beym ersten [132] Mal Hören das Einzelne faßt und man nachher Abschriften verlangen und machen wird, diese aber immer sehr incorrect und unschicklich ausfallen: so habe ich mich entschlossen, den Prolog hier abdrucken zu lassen, und Ihnen eine genugsame Anzahl Exemplare zuzusenden, die hoffentlich nach vor Ihrem förmlichen Einzug nach Halle eintreffen sollen.

Haben Sie Dank für die gute Art, womit Sie bisher dornige Geschäft fortgeführt; ich hoffe daß wenn wir im September wieder zusammenkommen, alles zur allgemeinen Zufriedenheit sich werde gefügt haben. Ich wünsche, daß Sie mit den Ihrigen sich recht wohl befinden mögen. Sagen Sie mit den Ihrigen sich recht wohl befinden mögen. Sagen Sie der sämmtlichen Gesellschaft meine besten Grüße. Ich wünsche nichts mehr, als sie alle gesund und in ununterbrochener Thätigkeit wieder in Weimar zu sehen.

Jena den 22. July 1811.

Goethe.


N.S. Schreiben Sie mir durch den rückkehrenden Boten, wie es Ihnen bisher gegangen ist, und was Sie für Aussichten haben. Auch melden Sie mir den Tag, wann Sie in Halle den Prolog geben werden und was für ein Stück dazu.

Der Bote erhält einen Laubthaler, wie schon auf dem Couvert steht. Was Sie ihm sonst zu Gute thun wollen hängt von Ihnen ab.

Inliegendes geben Sie Herrn Wolff mit einem Gruße.

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