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An Johann Heinrich Meyer

Für die Nachricht von Ihren Zuständen danke ich zum schönsten. Von mir kann ich wenigstens gegenwärtig sagen daß es mir recht leidlich geht. Es sey[250] nun daß die Bibliothek und das akademische Wesen, indem sie mich wieder in eine zweckmäßige Thätigkeit, nach meiner Art, versetzten, mir zur besten Kur gediehen, oder daß wie die Ärzte sagen die Wirkung des Brunnens erst eine Zeit lang hinterdrein kommt; denn ich kann wohl sagen daß ich mich in meinem Leben nicht leicht mißmuthiger gefühlt habe als die letzte Zeit in Pyrmont.

Zur Geschichte der Farbenlehre habe ich auf der Bibliothek recht viel und glücklich zusammengearbeitet. Wenn man eine Zeit lang hier bliebe, so würde die historische Behandlung der Wissenschaften für uns, wie für so viel andere, reizend werden. Wenn man nach allen Seiten hin so bequem erfahren kann was geschehen ist, vergißt man fast darüber was geschehen sollte.

Nun eine Bitte: Hofrath Heyne hat den Flaxmann noch nicht gesehen und ist äußerst neugierig darauf. Haben Sie doch die Güte die Wolfischen Exemplare, wohl eingepackt, mit dem Postwagen, direct, an ihn zu senden und so weit zu frankiren als möglich. Ich möchte ihm gern die Artigkeit erzeigen, da man von Seiten der hiesigen Bibliothek äußerst gefällig ist und mir auch nach Weimar künftig alles was ich verlange zu senden versprochen hat.

Daß Schiller nach Dresden und nicht an die Ostsee geht ist mir herzlich lieb, grüßen Sie ihn, wenn er noch da ist, zum schönsten. Wir andern [251] sollten uns niemals so weit in die Welt verlieren, daß wir nicht wenigstens mit Einem Fuß in der Region der Kunst oder Wissenschaft fest stünden, und ich müßte mich sehr irren, dort hinten ist in diesen Fächern wenig zu holen.

Leben Sie recht wohl und kommen Sie ja nach Cassel. Es wird für uns beyde sehr erquicklich und ersprießlich seyn.

Empfehlen Sie mich in Tiefurt zu Gnaden und sagen Herrn Gentz meine schönsten Grüße.

Göttingen am 31. Jul. 1801.

G.

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