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An Johann Evangelista Purkinje
Ew. Wohlgeboren
freundliche Sendung war mir abermals höchst angenehm. Der sichere Schritt, mit dem Sie auf Ihren Wegen fortgehen; die Klarheit, wie Sie davon Rechenschaft geben, ist ermunternd und belebend. Man wird nicht allein auf eine leichte Weise aller der Erfahrungsschätze theilhaft, die Sie der Natur mit so großer Bemühung und Aufopferung abgewonnen haben, sondern wird auch bey eignen Arbeiten durch ein solches Beyspiel aufmerksam, wie man zu verfahren habe.
Die echte Originalität bethätigt sich darin, daß es nur eines Anstoßes bedarf um sie aufzuregen, worauf sie denn ganz eigen und unabhängig den Weg des Wahren, Tüchtigen und Haltbaren zu verfolgen weis.
Alles was mir bey einem beharrlichen Wandeln eben in dem Reiche des Sehens, Schauens, Beobachtens, [327] Erinnerns und Imaginirens vorgekommen und vorgeschwebt, trifft mit Ihrer Darstellung vollkommen überein, indem es durch sie zum Bewustseyn gesteigert wird.
Hätten doch meine übrigen Paragraphen sich des Glücks zu erfreuen, das Ihnen der 41ste verdankt! Ich habe die Knechtschaft der wissenschaftlichen Geister nie in dem Grade möglich gedacht, als ich sie finde. Das Newton'sche Gespenst übt immerfort seine Herrschaft aus, wie Teufel und Hexen im düstersten Jahrhundert. Um desto mehr freue ich mich Ihres reinen, lichten, lebendigen Ganges und preise die Jugend glücklich, die Ihnen eine gleiche Bildung schuldig wird.
Erfreuen Sie sich der schönen seltenen Gabe eines freyen, ungetrübten, unmittelbaren Anschauens der innern und äußern Natur und erhalten mir ein wohlwollendes Andenken.
Weimar den 18. März 1826.