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An Friedrich Theodor von Müller

[28. August 1828.]

Es sey mir vergönnt, mit den wenigsten Worten heute meine dankbare Erwiderung auszudrücken. Mir ist sehr wohlthätig, Sie in einer anmuthigen ländlichen Umgebung zu denken, indessen ich auf den weitumher schauenden Terrassen in Dornburg hin und wider gehe. Der Tag war sehr belebt, jenaische Wohlwollende wechselten mit einander ab, so daß ich zuletzt noch die gute Griesbach bey mir bewillkommte. Wäre nicht gleich nach Tische Regen eingefallen, so hätte ich freundlicher seyn können, auch gegen andere, von denen ich durch Nebel und Wassergestöber getrennt war. Viele Gaben sind zu mir gekommen und zu den vorzüglichsten kann ich wohl Ihr Schreiben rechnen, das mir alte geprüfte Gesinnungen neu und kräftig ausdrückt. Lassen Sie uns so weiter fortfahren, so wird es an manchem Guten nicht fehlen können.

Verbind ich Coudray's Nachricht von architektonisch-mystisch-ästhetischen Anstalten mit neulich an mich gelangten poetisch-rhetorischen Erzeugnissen, so darf ich wohl für die Feyer des 3. Septembers die schönsten Hoffnungen hegen.

Heute aber neigt sich Geist, Seele und Sinn zu einer erwünschten Ruhe. In der Frühe sah ich den leuchtenden Morgenstern weit vor der Sonne vorausgehen, [295] den zaudernden Mond abzuwarten fühl ich mir keine Kräfte, aber den Wunsch recht lebhaft, Sie bald in Bergern begrüßen zu können.

Und so fort an! Goethe.

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