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An Carl Friedrich von Reinhard
Die beiden hierher gesendeten Exemplare, mein Theuerster, und einige andere, von Leipzig angekommene brachten sogleich unter den hiesigen Literatoren große Bewegung hervor; da nun das Verneinen sich immer lebhafter bezeigt als das Bejahen, so war im Augenblick schon eine mißwollende Recension auf dem Wege zur Presse, die freylich im eigentlichen Sinne nicht unrecht hatte, weil sie sich auf die einem Deutschen leicht zu entdeckenden Irrthümer der französischen jungen Männer warf, aber eben deswegen ungrazios einen üblen Effect hatte thun müssen. Ich erregte darauf die um mich versammelten, mäßig denkenden Freunde zu einem kleinen Aufsatz, wodurch denn auch jener erster Versuch verdrängt ward.
[44] Ich lege die Abschrift bey zu gefälliger Mittheilung an die Pariser Freunde, daß sie wenigstens vorläufig einen guten Willen von meiner Seite gewahr werden.
Mehr nicht für diesesmal, denn obgleich eigensinnig, zu Hause bleibend kann ich mich doch den zuströmenden Fremden nicht ganz entziehen, welche, durch die Gegenwart Ihro Majestät des Königs von Bayern und Familie hierher gelockt nicht unterlassen die Genesung unserer herrlichen Fürstin zu feyern, wobey aber ein solches Geschwirre entsteht, daß man sich der Freude kaum erfreuen kann.
Schon fast wochenlang mit dieser Sendung zaudernd schicke sie gewissermaße übereilt ab, da noch so manches zu sagen ist. Mögen die in den nächsten Heften vorgetragenen Bemühungen den Freund überzeugen, daß trotz aller widerwärtigen Zufälligkeiten doch anhaltend scharf gearbeitet worden.
treu angehörig
G.