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An Friedrich Müller

[Concept. ]

An Italien, und besonders an Rom, kann ich nicht denken ohne lebhafte Theilnahme; besonders auch bedaure ich Sie, der Sie so lange in guten Zeiten daselbst gelebt und nun die gewaltsame Umwälzung mitgelitten haben. Ich kann wohl einsehen wie schwierig es seyn mag sich dort zu erhalten.

Was Ihre Übersetzung des Vasari betrifft, so wünschte ich daß Sie mir einen kleinen Aufsatz deshalb schickten, den man dem Buchhändler, und vielleicht in der Folge dem Publikum, als Ankündigung, vorlegen könnte. Ich zweifle nicht daß Sie bey Ihren[150] langen und vielfältigen Studien der Arbeit gewachsen sind; doch scheint sie mir deshalb sehr schwierig weil Vasari, bey seinen Verdiensten, nicht ganz auf dem rechten Wege der Kunst, sowohl in Ausübung, als Theorie, war, und ein fast durchgehender Commentar nöthig seyn möchte, um den Standpunct des Vasari, mit dem Standpunct eines neuern, ins allgemeinere stehenden Kunsturtheils zu vergleichen.

Vielleicht könnten Sie gelegentlich eine Probe Ihrer Behandlungsart übersenden, um die Buchhändler, die bey solchen Schriften mancherley Bedenklichkeit zeigen, mit dem Sinn und Ton des Werks bekannt zu machen.

Von den Propyläen sind gegenwärtig sechs Stücke heraus. Ich wünsche daß sie nach und nach Ihnen zu Handen kommen mögen; denn sie gegenwärtig zu schicken fände ich kaum Gelegenheit.

Unsere Absicht dabey ist aufzuregen und zu wirken, nicht fest zu setzen und zu bauen; ob wir gleich von einem Gebäude unsern Titel hergeleitet haben.

Wenn der ästhetische Theil der Beschreibung raphaelischer Werke, in Rom, sich lesen läßt, so ist schon viel gewonnen. Möchten Sie die Lücke, die Sie am Technischen finden, einmal selbst ausfüllen; so würden Sie mir nicht allein viel Vergnügen machen, sondern ich würde auch, wenn sich Ihre Arbeit zur Bekanntmachung eignete, mit einem gemäßen Honorar dagegen gerne dienen. Eben so [151] würde mir eine Nachricht von den Kunstwerken und Kunstsammlungen, die sich noch in Rom erhalten haben, angenehm seyn. Der ich indessen recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 19. Nov. 1800.

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