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An Johann Friedrich Unger

[Concept.]

Sie haben mir, werthester Herr Unger, durch die übersendeten radirten Blätter, ein ganz besonderes Vergnügen gemacht. Man muß ein so solider, geistreicher und geübter Künstler seyn wie Herr Schadow, um vorübergehende Momente dergestalt zu fassen und wieder darzustellen, ja mehrere Momente in einen zu vereinigen, durch welche Operation ein fest aufgedrucktes Kunstwerk sich, vor den Augen des Zuschauers, immer in einer Art von Bewegung erhält. Danken Sie ihm ja für den seltenen Genuß den er mir dadurch gegeben hat. Es will auch gewiß nicht wenig heißen die individuelle Natur der Tänzer, das Eigne ihrer Kunst, das augenblickliche der Bewegungen, ja selbst wenn man will das beschränkte, conventionelle dieser Art dergestalt zu beherrschen, daß in der Abbildung nur gleichsam die Idee erscheine, und doch so bestimmt, charakteristisch lebendig und auf einem sichern Grunde. Aller Tanz muß seiner Natur nach an's manierirte gränzen und von allen geringern Künstlern wird die [78] Abbildung eines Tanzenden gewiß dahin hinüber geführt werden. Herr Schadow hat, wie mich dünkt, immer den Punct glücklich getroffen wo sich diese Bewegungen einem reinern Styl nähern. Der allgemeine Beyfall den Madame Vigano erhält zeigt freylich daß sie selbst mit großer Energie auf einen reinen Styl arbeitet, dem denn sich doch in der Kunstwelt, wenn die Menschen einmal die Augen aufthun, nichts an die Seite setzen kann.

Nun wünschte ich aber auch über Ihre frühere Anfrage ein bestimmteres Wort sagen zu können, jedoch weiß ich leider weniger als jemals, wie es mit irgend einer Art von Production werden kann.

Einige kleinere Sachen denke ich auf einem andern Weg in's Publikum zu bringen, und was die größern betrifft, die sind denn freylich schon gewohnt sich zu gedulden. Leider ist es nun bald ein Jahr daß ich nach Italien reisefertig bin und die Hoffnung auf Ruhe und Ordnung, deren ich zu meinen Zwecken so sehr bedürfte, hat mich noch immer getäuscht, indessen wirft sich ein Tag dem andern zu und der Abend ist oft da ohne daß man sich den Gewinn des Moments aufweisen kann.

Die Gegenwart des Herrn Berg Rath v. Humboldt macht mir, ich darf wohl sagen, eine ganz besondere Epoche, indem er alles in Bewegung setzt was mich von so vielen Seiten interessiren kann, ich darf ihn wohl in seiner Art einzig nennen, denn ich habe [79] Niemanden gekannt der mit einer so bestimmt gerichteten Thätigkeit eine solche Vielseitigkeit des Geistes verbände, es ist incalculabel was er noch für die Wissenschaften thun kann. Leben Sie recht wohl und fahren fort meiner zu gedenken.

Jena am 28. März 1797.

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