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An Christian Gottlob Voigt
Ew. Excellenz
ersehen gefälligst wie, auf Veranlassung des Oberconsistorium, die Ober-Aufsicht befehligt worden über kirchliche und weltliche Denkmale, deren Daseyn und Erhaltung zu berichten. Dieser Gegenstand kam, bey herandringendem Reformationsfest, abermals zur Sprache. Wir erstatteten vorläufigen Bericht, mit Billigung des Unternehmens, jedoch mit Andeutung: daß die Wichtigkeit desselben gute Überlegung, wohlgegründeten Plan und gesicherte Kosten voraussetze.
Der Bibliothekar Vulpius erhielt hiernach den Auftrag zu berichten was in seiner Gewahrsam von dergleichen Dingen auf Großherzoglicher Bibliothek [72] befindlich, welches er denn auch mit Eifer und Liebe zur Sache umständlich geleistet hat.
Ferner ward er veranlaßt auch die von Blankenhayn und Kranichfeld hierhergebrachten Schnitzwerke, welche, in producibler, restaurirten Gestalt, noch in meinem Gartenhause stehen, aufzuzeichnen. Nachdem nun auch dieses geschehen, reiche Ew. Excellenz das kleine Actenstückchen, mit vielem Dank für die bisherige Theilnahme an diesen Ausgeburten einer älteren Kunstepoche, mit Zutrauen dar, mit der gehorsamster Bitte Serenissimo durch einen Vortrag was geschehen zur höchsten Kenntniß zu bringen, damit sowohl die Wünsche des Oberconsistorium befriedigt, als auch gelegentlich eine Andeutung erfolgen möge was etwa fernerhin zu überdenken, vorzubereiten und zu leisten sey.
Jena den 25. April 1817.
Goethe.