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An Friedrich Heinrich Jacobi
Ja mein Lieber ich bin wieder zurück und sitze in meinem Garten, hinter der Rosen Wand, unter den Aschenzweigen und komme nach und nach zu mir selbst. Ich war in Italien sehr glücklich, es hat sich so mancherley in mir entwickelt, das nur zulange stockte, Freude und Hoffnung ist wieder ganz in mir lebendig geworden. Mein hiesiger Aufenthalt wird mir sehr nützlich seyn. Denn da ich ganz mir selbst wiedergegeben bin; so kann mein Gemüth, das die größten [3] Gegenstände der Kunst und Natur fast zwey Jahre auf sich würcken ließ, nun wieder von innen heraus würcken, sich weiter kennen lernen und ausbilden.
Hamans Verlust ist hart, ich hatte nie gerechnet ihn zu sehen, seine geistige Gegenwart war mir immer nah. Und doch was muß die Nähe solch eines Menschen seyn! Was muß er dir geworden seyn! und wie sehr mußt du seinen Abschied empfinden. Laß uns solang wir leben einander was möglich ist seyn und bleiben.
Mich erfreut sehr daß dir an Egmont manches gefällt, ich habe nun die beste Unterhaltung mit meinen entfernten Freunden, da ich meine Schriften ausarbeite. Jetzt bin ich an Tasso, Faust soll eine Winterarbeit werden und sobald ich die 8 Bände vom Stapel habe, soll Wilhelm dran, zu dem ich große Neigung fühle.
Empfiehl mich der Fürstinn. Ihre Worte sind mir wahre Wohlthat, ich danke dir daß du mir sie verschafft hast. Ich meynte es so herzlich zu ihr und begriff nicht daß sie mir nicht schrieb. Gelegentlich schicke ich ihr einige Zeichnungen.
Grüße deine Schwestern und deine Kinder, gedenckt mein. liebe mich und laß manchmal von dir hören. Herder geht in vierzehn Tagen ab. Ich verliere viel an ihm.
Weimar d. 21. Juli 1788.
Goethe. [4]