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An August von Goethe
[Jena, 24. October 1820.]
Geheime Rath Wolf ist von dem besten Humor und bleibt vielleicht Mittwoch noch hier. Ihn des Abends zu bewirthen, wäre mir freylich etwas Kaltes höchst angenehm gewesen. Stadelmann mußte sich gar wunderlich durchdrücken und durchbetteln.
Für Hofrath Schopenhauer lege ein Blatt Bryophyllum bey; es darf aber nicht aufgemacht werden, bis es an den Ort seiner Bestimmung kommt. Wie ich es gepackt habe, wollte ich wetten, daß er erfreulich wachsen wird.
[315] Inschrift.
Bryophyllum calycinum.
Ein schon keimendes Blatt, welches an Ort und Stelle sogleich flach auf eine nicht allzufeuchte Erde zu legen ist. Man kann den Gewächstopf mit einer leichten Pappe zudecken, oder ihn auf sonst eine Weise im Dunkeln und Kühlen halten, bis die Pflänzchen aus den Einkerbungen hervortreten und Wurzel fassen; alsdenn lieben sie Licht und Sonne und einige Feuchtigkeit, die ihnen am besten von unten herauf mitgetheilt wird.
Alles andere geht seinen Gang. Die Kisten gelangen sämmtlich zu euch. Kräuter packt die Bücher aus. Die Kupfer- und Steinkiste bleibt zu.
Ich glaube mich nicht zu verrechnen, daß ich in den ersten Tagen des nächsten Monats bey euch seyn kann. Es fügt sich alles nach und nach.
Das neue Gewächshaus ist so nett, daß es mir wider Willen Freude macht. Die Bibliotheks-Arbeiten bequemen sich auch in's Winterquartier.
Drey Bogen Kunst und Alterthum werden fertig, ehe ich weggehe; alles andere ist so vorbereitet, daß es auf dem Sprunge steht. Zu thun giebt es übrigens bis Ostern genug, so daß ich mich vor dem Winter und dem Koppenfelsischen Giebel nicht scheue.
Adele ist besonders zu grüßen. Um die Freude, sich gedruckt zu seyn, die ich ihr vorbereitete, hat sie [316] sich durch ein liebloses Gleichniß gebracht. Ihr Gefühl ist übrigens ganz richtig, nur was die Billigkeit betrifft, die, merke ich, muß man bey unsern schönen Kindern nicht suchen.