37/198.
An Ottilie von Goethe
Der Frau Geheime Cammerräthin hätte ich schon bey'm Abschiedskusse zu diesem schönen und bedeutenden Charakter Glück wünschen können, ich wollte es aber lieber versparen, um nach dem herrlich leuchtenden Berlin ihr einen hübschen milden Familienstern nach zu senden.
Daß August sehr vergnügt sey, wird er selbst melden, und in allen Bezügen und Betrachtungen ist es nichts Geringes. Möge dir denn auch auf deinen Weltwegen und Stegen alles Gute bereitet seyn. Empfehl mich deinem freundväterlichen Wirth und allen Angehörigen. Unsere Lebensweise kannst du dir denken, von der deinigen wünschen wir nähere Nachricht.
Wenn einer deiner jungen Freunde in die Haude und Spenerische Zeitung beykommende Nachricht kann inseriren lassen, so wird es mir sehr angenehm seyn; vielleicht interessirt man sich auch in Berlin dafür, daß ich gerade den Paria, an dem man jetzt auf dem Theater theilnimmt, auch zur Sprache bringe;[296] durch welche Wechselwirkung wohl einige Aufklärung zu besserem Genuß sich hervorthun möchte.
Soviel für heute, bey eilenden Stunden und nicht zaudernder Post. Möge dir alles zum besten gerathen und gelingen.
treulichst
G.