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An das fürstliche Hofmarschallamt
Ungern habe ich vernommen, daß bey einigen Vorstellungen sich die jenaischen Studirenden unanständig betragen haben.
Nach allen meinen Erfahrungen wird ein solches Tumultuiren nur von Wenigen erregt und theilt sich erst nach und nach mit; man versucht erst ob es gehe? und wird das Geringe nachgesehen, so ist das Heftigste zu erwarten. Diesmal scheinen nur neue Studirende ihr Probestück gemacht zu haben.
Ich kann, zu Verhütung aller ähnlichen Unannehmlichkeiten, für morgen und künftig nur folgenden Rath geben:
Man stelle auch auf die rechte Seite (der Zuschauer) die bisher gar keine Wache gehabt hat, Einen, und wenn man es für nöthig hält, Zwey Husaren, man befehlige diese, so wie die, die an der Thüre stehen, daß sie keinen Hut auf dem Kopf, selbst vor Anfang des Stücks, leiden. Sollte irgend einer anfangen Lärm zu machen, so muß er gewarnt und, wenn er fortfahren sollte, hinausgeschleppt werden, welches auch nunmehrig auf der rechten Seite möglich wird, weil ein Ausgang hinaus geht.
Ferner stelle man durchaus eine Bank weniger zwischen die festen Bänke und das Orchester, damit die Wache, wenn irgend etwas vorkommt, auch Raum[149] zum Wirken hat. Das Schauspielhaus ist niemals so voll, daß nicht noch hinterwärts Raum genug wäre, alles drängt sich aber vorn auf einen Fleck zusammen, und wie die Sache jetzt steht, kann Niemand weder wehren noch sich rühren. Diese Anstalt, die ich hier vorschlage, ist morgen um so nöthiger, da gewiß wieder neue Versuche eines rohen Betragens vorkommen werden.
Ich ersuche fürstl. Hofmarschallamt, die pünktliche Befolgung dieser Vorschläge, deren guten Effect ich voraus verspreche befehlen zu lassen, da demselben die Beruhigung des Hofes und Publikums, wie billig, am Herzen liegt.
Ich bitte nur allenfalls durch eine Registratur mir von dem Erfolg einige gefällige Nachricht zu geben.
Jena, am 9. Juni 1797.
J. W. v. Goethe.