39/199.
An den Großherzog Carl August
Ew. Königlichen Hoheit
höchst blüthenreiche Anmahnung, darauf eine wundersame Blume, durch Ihro Frau Gemahlin Gnade bey [219] mir eintreffend, haben auf meine stockenden Zustände eine so glückliche Einwirkung geäußert daß ich mir vorsetze noch heute einen Versuch zu machen inwiefern ich mich wieder zu den Wandernden und Spatzierenden gesellen dürfte. Diese Probe soll in einiger Entfernung von den frequentirten Räumen angestellt werden, wobey ich der angenehmsten Hoffnung lebe Höchst Denenselben auch wieder einmal aufzuwarten.
Zu dem Körnerischen wohlgelungenen Versuche haben wir uns allwegs Glück zu wünschen; die Glaskeile thun gute Wirkung und ich habe ihn aufgefordert die artige englische Vorrichtung von drey einzelnen, unter sich zu verbindenden Prismen, baldigst zu fertigen. Die schwer zu erklärende Lehre der Achromasie wird dadurch faßlich vor die Sinne gestellt.
Die sprachkundigen Abgesandten Ihre Majestät des Königs von Oude werden sich ungesäumt an den Ort ihrer Bestimmung begeben, sobald sie ihre Garderobe einigermaßen ausgebessert sehen. Für Orientalen schienen sie mir nicht anständig genug gekleidet um vor hohen Akademischen Sanhedrin zu erscheinen. Das Nöthige wird im Stillen besorgt.
Wegen Gruithuis habe um Entschuldigung zu bitten. Dergleichen Verrücktheiten sollten freylich in der humoristischen Art unseres guten Musäus erst klar und palpabel dargebracht werden; denn es ist lästig das Lächerliche aus solcher Pedanterey herauszufinden.
[220] Beyliegendes neuentdeckte Monstrum, zeugt von der unermüdlichen Scherzlust des Weltgeistes sich auf die wunderlichste Weise zu maskiren; welche Freude wird Blumenbach abermals an dieser Ungestalt gehabt haben?
Die französische Krönungs-Medaille folgt hier freylich ohne die mindeste Ideen Association, gibt aber zu manchen Betrachtungen im Welt- und Kunstsache genugsamen Anlaß.
Verehrend
unterthänigst
J. W. v. Goethe.