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An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

[7. Februar.]

Nur um wenige Tage, wie ich hören muß, haben wir uns in der Schweiz verfehlt. Auf Ihren freundschaftlichen Brief von Wien hatte ich meine Ordre so gegeben daß Sie mir nicht entgehen konnten, wenn ich in der Schweiz hätte länger ausdauern dürfen. Die üble Jahrszeit kam heran und wir fanden auf unserm Rückzug die Wege durch Witterung, Kriegs- und Handelsfuhrwesen, ärger als man sichs denken kann, verdorben. Nun bin ich wieder in meiner Wohnung angelangt, habe mich von der Zerstreuung so ziemlich erholt, manche Geschäfte bey Seite gebracht, und bereite mich wieder zu meinen Arbeiten. Mein nächster Aufenthalt in Jena wird entscheiden was zuerst an die Reihe kommen soll. Ich habe eine Menge von Dingen, die ich immer so vor mir hinwälze, wie Sie wissen, und wovon denn so eins nach dem andern, wie es Zeit und Stimmung erlauben, [55] vollbracht wird. Auch auf der Reise habe ich wieder manches neue concipirt, das denn auch zu seiner Zeit reif werden mag. Erhalten Sie meinen Arbeiten Ihren Antheil.

Schiller geht mit seinem Wallenstein sachte fort, ich habe davon noch nichts gesehen, wie ich denn auch, leider, bisher noch immer an Weimar gefesselt war.

Meyer hat schöne Sachen mitgebracht, seine schriftliche Bemerkungen sowohl als seine Copien bringen uns einem reinern Begriff der Kunstgeschichte immer näher.

Indem wir nun in unserm beschränkten Zustande so fort leben, genießen Sie alles was das ungeheure Paris Ihnen täglich und stündlich anbietet, und sind deshalb nicht wenig zu beneiden. Schiller hat mir Ihren Brief mitgetheilt und ich bitte Sie auch gelegentlich um einige Nachricht, von Ihrem Lebenswandel, und von so manchen Gegenständen die mich, wie Sie wissen, interessiren.

Vielleicht kommen Ihnen ein paar Bücher vor, die ich in Deutschland noch nicht finden konnte und die ich sehr zu besitzen wünsche. Hier sind die Titel:

Nouveau Systême de l'Univers. Sous le titre de Chroa-Genesie, ou Critique de prétendues découvertes de Newton par m. Gautier. Paris 1750, im größten Duodez.

Examen du Systême de M. Newton Sur la lumière et les couleurs. Par M. J. Metophile. A. Euphronophe, chez G. Saphendore 1766. 12.

[56] Sollten Sie diese Bücher finden so giebt es ja wohl einmal eine Gelegenheit mir sie herauszuschicken.

Ich habe nach meiner Rückkunft meine sämmtlichen Arbeiten in diesem Fache wieder revidirt und arbeite nun vor allen Dingen das Schema aus, wornach ich die Erfahrungen vortragen will. Die Geschichte der Farbenlehre kann sehr interessant werden, sie ist auch wieder, wie natürlich, die Geschichte des menschlichen Geistes im kleinen.

Die Felsen des Gotthardts haben auch die mineralogische Liebhaberey wieder in Bewegung gesetzt, so daß es mir auch von dieser Seite an mancher Unterhaltung in den trüben Wintertagen nicht gebricht.

Fänden Sie einige hübsche Stücke von dem Montmartrer Gips und von dem sogenannten krystallisirten Sandstein von Fontainebleau, um einen leidlichen Preis, so würden Sie mir dadurch ein Vergnügen machen, doch versteht sich daß es ohne Ihre Beschwerde geschähe.

Dagegen sende einstweilen was ich habe, in der Überzeugung daß Sie mit Ihren Gedanken oft bey uns und unsern Arbeiten sind und daß uns doch das Landsmännische näher liegt als das Fremde.

Schreiben Sie doch ein Wort wie es mit den eroberten Kunstsachen steht? und was davon aus Italien angekommen und aufgestellt ist? Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin, der ich die beste Gesundheit zum Genuß so mancher herrlichen Gegenstände [57] wünsche. Leben Sie recht wohl und lassen Sie uns mit Freuden der Zeit entgegen sehen die uns wieder, auf deutschem Grund und Boden, zusammenführen wird.

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