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An Alexander von Humboldt

[18. Juni.]

Ein Übel, das ich mir wahrscheinlich durch Verkältung zugezogen habe, und das mich seit einiger Zeit an meinen Kinnladen plagt, konnte mich nur über Ihr Außenbleiben trösten, denn wenn Sie wirklich gekommen wären, und ich hätte die Reise nach Ilmenau nicht mit Ihnen machen können, so würde ich äußerst verdrießlich geworden sein.

Für die überschickten Schriften danke ich aufs beste. Ich habe sie gleich gelesen, studirt und mir manches daraus zugeeignet, wie Sie in der Folge bemerken werden. Ihre neuern Versuche über das galvanische Fluidum, die mir Ihr Herr Bruder mitgetheilt hat, sind sehr interessant. Wie merkwürdig ist, was ein bloßer Hauch und Druck, eine Bewegung [270] thun kann! So kennen Sie das Phänomen, da durch den Druck zweier Glasplatten die schönen Farben entstehen. Nun fange ich an, mich zu überzeugen, daß der Druck der atmosphärischen Luft und das Reiben derselben Ursache der Farben der Seifenblasen ist. Geben Sie uns ja Ihre Versuche sobald als möglich gedruckt und im Zusammenhange. In wissenschaftlichen Dingen kann man sich nie übereilen. Was man richtig beobachtet hat, wirkt tausendfältig auf andere und von ihnen wieder auf uns zurück. Wenn man etwas übersieht oder aus gewissen Datis zu geschwinde folgert, das braucht man sich nicht reuen zu lassen.

Sagen Sie mir ja von Zeit zu Zeit etwas von Ihren Erfahrungen und seien Sie meiner lebhaften Theilnahme gewiß. Da Ihre Beobachtungen vom Element, die meinigen von der Gestalt ausgehen, so können wir nicht genug eilen, uns in der Mitte zu begegnen. Dankbar erkenne ich den Antheil, den Sie mir auch öffentlich an Ihren Arbeiten geben wollen, dieser Beweis Ihrer freundschaftlichen Gesinnung ist mir sehr schmeichelhaft.

Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, Ilmenau einmal mit Ihnen zu besuchen. Da Ihre Thätigkeit, Ihre Liebhaberei und Bestimmung Sie in Bewegung erhalten, so habe ich Hoffnung, Sie von Zeit zu Zeit in unsern Gegend zu sehen, und mit dem, was Sie denken und thun, immer bekannter zu werden. Ich nehme gewiß an Ihren Fortschritten lebhaften Antheil, [271] und daß Sie mir ein öffentliches freundschaftliches Zeugniß unserer wissenschaftlichen Verbindung geben wollen, erkenne ich mit aufrichtigem Danke und erwarte Ihre Schrift mit vielem Verlangen. Leben Sie recht wohl, damit Ihre Thätigkeit ungestört fortwirke; gedenken Sie mein und lassen Sie mich von Zeit zu Zeit etwas von sich hören.

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