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An Heinrich Luden
Ew. Wohlgeboren
haben durch Übersendung Ihrer allgemeinen Geschichte der Völker und Staaten mir ein sehr angenehmes Geschenk zugedacht; es gab schon manchen Abend zu bedeutender Unterhaltung mit den nächsten Freunden die beste Gelegenheit.
So wie mir ist Ew. Wohlgeboren gewiß erinnerlich jene schöne frühe Zeit, wo ich einen großen Theil des Jahrs in Jena zubrachte, in der anmuthigsten und höchst belehrenden Gesellschaft Tage verlebte, die zwar nicht wieder kamen, jedoch mir die beruhigende Überzeugung zurückließen daß ein Grund zu fruchtbarster Bildung gelegt sey. Auch fielen in jene Zeit Ihre Anfänge und Sie gedenken gewiß derselben mit Vergnügen auf dem Standpuncte wohin Sie gelangt sind.
Möge auch Ihr Wohlbefinden und das Gelingen Ihrer literarischen Plane sich zu den Freuden meines Alters gesellen, deren mir viele geworden sind, um[162] mich über den Wechsel der menschlichen Dinge, der sich so rasch und mitunter so widerwärtig erzeigt, emporzuhalten, ja deshalb zu entschädigen. Alles Freundliche Gute wünschend.
Andencken und Wohlwollen!
ergebenst
J. W. v. Goethe.