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An Charlotte von Schiller

Sie sind so freundlich und gut, daß ich ein Paar Worte an Sie zu dictiren wage, ob ich gleich vom bösesten Humor bin. Dafür bitte ich Sie mir morgen mit den Boten etwas zu sagen, wie es in Weimar aussieht.

[385] Mit unserer Hauptunternehmung geht es gut, schön und vortrefflich! Hätte ich bis Neujahr hier bleiben können; so wäre alles, was mir obliegt, mit einem gewissen behaglichen Geschick zu lösen gewesen. Daß ich aber Sonnabends nach Weimar soll und will, macht mir eine unaussprechliche Differenz, die ich ganz allein dulden, tragen und schleppen muß und wofür mir kein Mensch nichts in die Rechnung schreibt. Das ist das Verwünschte in diesen irdischen Dingen, daß unsere Freundin, der zu Liebe ich, zu gelegner Zeit, 30 Meilen gern und weiter führe, gerade ankommen muß, wo ich dem liebsten was ich auf der Welt habe, meine Aufmerksamkeit zu entziehen genöthigt bin. Gerade zu einer Zeit, die mir die verdrießlichste im Jahre ist; wo ich recht gut begreife wie Heinrich III. den Herzog von Guise erschießen ließ, bloß weil es fatales Wetter war, und wo ich Herdern beneide, wenn ich höre daß er begraben wird.

Demohngeachtet sollen Sie mich Sonnabends nicht unfreundlich finden und es ist schon etwas besser, da ich mir die Erlaubniß genommen habe meinen Unwillen in einigen Worten und Redensarten herauszulassen.

Wenn Sie recht freundlich sind, so schreiben Sie mir noch einmal vor Sonnabend und schicken mir auch ein Blättchen von Schiller und von Frau von Staël. Ich habe nöthiger als jemals mich durch Freundschaft und guten Willen zu stützen und zu [386] steifen. Schöben sich die Umstände nicht so wunderlich über einander; so hättet ihr mich so bald nicht wieder gesehen. Und so ein Lebewohl ohne Bitte um Verzeihung wegen meiner Unarten. Es ist heute der zwanzigste! Nach dem Neuenjahre wird es, wills Gott, besser werden.

[Jena, 20.] Decembr. 1803.

G.

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