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An Johann Heinrich Meyer

Als ich die Bücher erhielt, mein lieber Freund, war es mir als ob ich mich eines alten Traums wiedererinnerte und ich gedachte auf einmal der Herrn Heinecke, Fueßli und Huber wieder, die ich in vorigen [57] Zeiten studirt und fast ganz vergessen hatte. Jetzt sind mir die beyden letzten sehr interessant, da ein Theil der Kupfer vor mir liegt, und ich verzeihe Herrn Fueßli seine schrecklichen Kunsturtheile, da ich doch manches Historische aus ihm lernen kann.

1Der Bibliothekar Vulpius geht die nächste Woche herüber. Sagen Sie ihm doch, daß er mir de Band mitbringt, in welchem die Sachen nach Rafael, Michael Angelo, Julius Roman u.s.w. befindlich sind. Das wird mich sehr glücklich machen, weil ich außer meinen Arbeiten und was wir zu Haise für uns treiben, außer Knebel, jetzt fast keine Unterhaltung habe, und viel allein bleiben muß, auch die Abende nun anfangen lang zu werden.

Sagen Sie mir doch etwas über Dalton. Ich höre von Knebel daß es mit seiner Ökonomie nicht sonderlich steht. Zwar habe ich das schon lange gewußt, aber daß es so arg sey, konnte ich mir nicht vorstellen. Knebel ist gutmüthig genug und glaubt ihm helfen zu sollen, aber wie man es könne, davon habe ich keinen Begriff; am wenigsten sehe ich ein, wie er hat so lange zaudern können, ohne sich zu entdecken oder ohne eine Art von Anstalt zu machen. Sagen Sie mir, was Sie davon wissen.

Ich zweifle nicht, daß die aufgestellte Gallerie sich recht gut ausnehmen wird. Durchlaucht der Herzoginn [58] können wir für Ihr Zimmer geben, was Sie verlangt, da wir ja alles wieder remplaciren können. Ich werde bey der ehsten Gelegenheit sie wieder daran erinnern.

Was die Preismedaillen betrifft, so hat das ja wohl Zeit bis ich wieder komme. Ich habe noch eine Partie und solange die dauert können wir immer freygebig seyn. Ist das Gepräge wieder ein neues.

Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein, und schreiben mir wenigstens mit dem Bibliothekar.

Jena den 9. September 1809.

G.


Note:

1 Wegen dieser Kupfer habe ich an den Bibliothekar selbst geschrieben.

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