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An Charlotte von Stein
Von Zeit zu Zeit begrüßt mich ein gutes Wort der Freunde und Freundinnen, welches jederzeit hier [107] eine angenehme Erscheinung ist; und so war Ihr Brief, abgeschickt den 25., verehrte Freundin, mir herzlich willkommen.
Carlsbad wo sich bisher die Curgäste nur einzeln und Partieenweise unterhielten, fängt an sich recht zu füllen und die Durchlauchtigen Sterne werden nun bald die übrigen himmlischen Chöre um sich versammeln. Bälle, Concerte und was dergleichen mehr ist, werden lebhafter werden als bisher.
Die Ziegesarsche Familie, mit der ich viel zusammengelebt, ist nun auf Franzenbrunn. Es ist uns überhaupt, besonders aber auch unserer Bequemlichkeit angemessen, mit Personen umzugehen, die wir schon lange kennen. Frühere Verhältnisse, indem sie Vertrauen geben, machen die Unterhaltung schneller interessant und zusammenhängend.
Der Kriegsrath ist so freundlich gewesen mir durch einen Schlesier, seinen Collegen, Gipsabgüsse von sehr interessanten Medaillen zu schicken. Danken Sie ihm dafür aufs beste. Was er wegen der Künstler, die sie verfertigt, zu wissen wünscht, werde ich ihm schreiben, sobald ich wieder nach Hause zu meiner Sammlung und zu Hofrath Meyern komme, der diese Dinge sehr durchstudirt hat.
Frau von Stael in Weimar kann ich mir recht gut denken. Hier höre ich manches von ihrem Aufenthalte in Wien. Es ist eben immer dasselbe. Sie treibt ihr Wesen ohne viel nach andern zu fragen. [108] Sie wirkt, erregt wo nicht Bewunderung, doch Verwunderung, mißfällt besonders den Frauen, und läßt einen üblen Leumund hinter sich, der ihr aber auch weiter nicht schadet: denn wenn sie wieder kommt, geht alles wieder von vorn an. Was Knebel von ihr sagen wird, darauf bin ich sehr neugierig. Es ist mir lieb, daß er sie näher gesehen hat.
Da ich eben Gelegenheit finde ein Paket wegzusenden, so schicke ich Pandorens Wiederkunft bis zu einem Abschnitte. Eigentlich sollte dieser Theil Pandorens Abschied heissen und wenn es mir so viel Mühe macht, sie wieder herbey zu holen, als es mir machte sie fortzuschaffen, so weiß ich nicht wann wir sie wieder sehen werden.
Communiciren Sie dieses Bändchen unserer lieben Prinzeß mit meinen besten Empfehlungen. Ich freue mich schon wieder auf die Zeit, da ich dergleichen werde vorlesen, und anderes mittheilen können. An kleinen Erzählungen war ich bisher fleißig.
Fräulein Gore empfehlen Sie mich vielmals. Mein Capuziner-Garten steht freylich jetzt sehr einsam. Sagen Sie ihr, daß ich Hoffnung habe das Tagebuch der Sicilianischen Reise von Frankfurt zu erhalten, wo es unter den Krausischen Sachen hingekommen. Es wird mir sehr angenehm seyn, es zu erhalten, indem ich dadurch in den Stand gesetzt werde das unternommene freundschaftliche Denkmal desto besser und ausführlicher aufzustellen.
[109] Leben Sie recht wohl und lassen Sie mich bald wieder etwas hören.
Carlsbad d. 2. Juli 1808.
G.