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An den Großherzog Carl August
Ew. Königliche Hoheit
genehmigen einige Sendung und schuldigen Vortrag:
1) Das kleine Heft: Cölner Carneval ist merkwürdig genug, man erstaunt über die Freyheit des Humors, über die Harmonie der Ausführung, so wie über die bescheidene Behandlung hie und da bedenklicher Gegenstände.
2) v. Martius Rede liegt bey; er hat mich auch [84] mit einem Exemplar erfreut. Diese Abhandlung jedoch will studirt seyn, denn selbst mit Beyhülfe einer Charte hält es schwer die Einbildungskraft in einer so gränzenlosen Weite. herumzuführen. Dabey werden uns aber die Palmentafeln künftig zu Hülfe kommen auf welchen, wie schon bey einigen der mitgetheilten geschehen, die landschaftliche Umgebungen zugleich dargestellt werden sollen.
3) Der Geister-Tafel, die ich mir noch einige Zeit zum Studium und Unterhaltung an meine Wand erbitte, ist ein recht artiger Gedanke, und dient bey schneller Recapitulation zu bequemer Belehrung.
4) Der Kupferstich der jungen Künstlerin zeigt schon eine ganz hübsche Fertigkeit in allen Strichen und Wendungen die man vom Grabstichel verlangt. Wahrscheinlich wird sie sich an irgend einen Meister anschließen, und, unter dessen Leitung nd Firma, nach und nach ein leidliches Auskommen gewinnen.
5) Die geognostische Arbeit ist sehr bedeutend, Übereinstimmung und Abweichung des Vorkommens sehr merkwürdig, für den Gebrauch höchst vortheilhaft.
6) Die niederländischen Medaillen werden sich an die vorhandene Sammlung merkwürdiger Personen bereichernd und schicklich anschließen.
7) Darf ich meine Freude nicht verhehlen über die, wie ich höre, sehr glückliche Vorstellung vom Sonnabend. Das Publicum ist einstimmig in seiner Zufriedenheit und ich fühle mich verpflichtet, die, einem [85] so nahe mir verwandten Kunstwerk gegönnte Sorgfalt dankbarlichst anzuerkennen. Der Paria, den ich sogleich abgegeben, wird gewiß auch eine gute Vorstellung gewähren.
unterthänigst
J. W. v. Goethe.