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An Carl Ludwig von Knebel

Deinen freundlichen Nachrichts- und Lehre-reichen Brief kann ich sogleich mit etwas Angenehmen erwidern, was mir begegnet ist. So wohl wird es uns freylich nicht immer. Du hast gewiß die Majolika des Herrn von Derschau in Nürnberg gesehen; hiebey das Verzeichniß, zu bequemerer Erinnerung. Diese schöne und bedeutende Sammlung ist durch freundliche Vermittelung unseres wackern Seebecks in meinen Besitz gekommen, ja sogar schon glücklich angelangt, ohne die mindeste Beschädigung.

Wenn man weiß, was man von solchen Arbeiten zu erwarten und zu fordern hat, so wird man diese schöne Gesellschaft an dem Platz, den sie in der [343] Kunst-und Handwerksgeschichte einnimmt, höchlich schätzen. Sie wird aufgestellt und ich wünschte mir nahe Hoffnung, sie dir vorzeigen zu können. Die Schaale, die ich deiner Güte zu verdanken habe, nimmt hier einen ehrenvollen Platz ein; die letzten Nummern 21 bis 23 sind wirklich unschätzbar, und so kündigt sich mir das Frühjahr freundlich genug an.

Ich warte diese Tage auf das seltsamste Document, auf Herrn Städels Testament, welcher Haus und Kunstsammlungen nebst einer Summe von

Dreyzehnmal hunderttausend Gulden

zu einer Kunstanstalt vermacht hat, wozu noch gar eine Anstalt gemacht ist. Daß über die Verwendung eines so ungeheuren Geldes Reichsstädter nicht unter einander einig werden können, läßt sich denken. Es sind hierüber zwey Parteyen entstanden, die mir beide die Ehre erzeigen, mich in die Sache ziehen zu wollen. Der Executor des Testaments will, wie billig nach demselben und seiner Einsicht verfahren; die andere Partey behauptet, ich müsse die Leitung des Ganzen übernehmen. Indessen beide sich streiten, lassen sie mir Zeit, den Vorsatz bey mir reif werden zu lassen, daß ich auf keine Weise etwas damit zu thun haben will.

Von Berlin habe ich auch wunderliche Anträge. Ich ehre das Zutrauen, aber ich will in alten Tagen nicht noch so ungeheure Verbindlichkeiten übernehmen. In solche sich einzulassen, müßte man in vollen [344] Kräften seyn und zwanzig Jahr in Hoffnung vor sich sehn.

Demohngeachtet kann man sich nicht enthalten, wenigstens dahin zu blicken, wo so Großes unternommen wird. Leider weiß man nur zu sehr, wie die Alltagswelt dergleichen in ihre Sphäre herabzuziehen, ja zu vernichten pflegt.

Hieraus, mein Lieber, ersiehst du, daß ich recht vorsätzlich faullenzen müßte, wenn ich mir nur einen Augenblick Langeweile fühlen sollte; denn dergleichen Anlässe, man mag sich gebärden wie man will, zerren einen doch in Gedanken hin und her, wenn man sich auch vor der That in Acht nimmt. Schreibe mir bald. Kann ich nicht kommen, so werde ich doch etwas zu senden bald im Stande seyn. Grüße die werthen Deinigen.

Weimar d. 15. Februar 1817.

G.

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