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An Charlotte von Stein

Rom d. 13. [- 17.] Febr. 1787.

Heute Abend ist Festin, so nennt man die großen Redouten, ich kann mich nicht entschließen hinzugehn. Vielleicht auf den Freytag. Das Carnaval geht nun seine Wege es ist abgeschmackter Spas, besonders da innre Fröhlichkeit den Menschen fehlt und es ihnen an Geld mangelt das bißchen Lust was sie noch haben mögen auszulaßen.

Das Carneval in Rom muß man gesehn haben, um den Wunsch völlig loß zu werden es wiederzusehn. Beschreiben kann und mag ich nichts davon, mündlich wird es einmal ein tolles Bild geben.

Ich beschäfftige mich indeß leidenschafftlich dir durch Kranzen einige Zeichnungen zu schicken, ich habe über ein Dutzend angefangen und sie müßen diese Woche fertig werden. Sie sind klein und ist nicht viel dran, allein sie werden dir eine Idee des Landes [183] geben, behalte sie beysammen, einzeln bedeuten sie gar nichts. Nun macht mirs Lust mit Farben zu spielen. Die Künstler freuts mich etwas zu lehren, denn es geht geschwinde mit mir. Es ist jetzt das einzige woran ich dencke, wodurch ich mich zur Neapolitanischen Reise vorbereite, und es ist mir ein lustiger Gedancke daß du diese bunten Dinge bald vor dir haben sollst.


Abends.

Ich erhalte deinen Brief und die Einschlüße, es ist mir um vieles wohler, da die Freunde mehr oder weniger ihre Meynung gesagt haben, ich gehe nun vorerst nach Neapel und von da sollst du das weitere hören. Empfiel mich der Herzoginn, grüße Herders und dancke, von hier schreib ich niemanden mehr. Du erhälst noch einen Brief von hier nach diesem, dann wird wohl ein Posttag ausfallen. Schreibe mir nur immer. Euch kostets Postgeld, nicht mich. Da ihr biß Trent franckiren müßt, bezahl ich für einen einfachen Brief nur 18 Pfennige. Laß uns so lang wir auseinander sind ja regelmäßig Posthalten.

Heute hab ich ein Glück gehabt, das ich dir erzählen muß. Auf Trinitá di Monte wird der Grund zum neuen Obelisk gegraben, dort oben ist alles aufgeschüttetes Erdreich von Ruinen der Gärten des Lukullus die nachher an die Kayser kamen.

Mein Perruckenmacher geht frühe dort vorbey und findet im Schutte, ein flach Stück gebrannten Thon[184] mit einigen Figuren wäschts und zeigt es uns. Ich eigne mir es gleich zu. Es ist nicht gar eine Hand groß und scheint von einem Rande einer großen Schüßel zu seyn. Es stehen zwey Greifen an einem Opfertische, sie sind von der schönsten Arbeit und freuen mich ungemein, man könnte mir manchen geschnittnen Stein anbieten, ohne daß ich sie dafür hergäbe. Von andern vielen Sachen sammelt sich's auch um mich, und nichts vergebliches, oder leeres, alles unterrichtend und bedeutend. Wenn ich nur erst mit meinem Schifflein wieder lande.

Am liebsten ist mir denn aber doch, was ich in der Seele mitnehme und was immer wachsen sich immer vermehren kann.


d. 17.

Heute Nacht war ich einen Augenblick auf dem Festin, das mir tödtliche Langeweile gab, und mich noch mehr ärgerte, da ich den Morgen verlohr den ich ans Zeichnen wenden wollte.

Ich sage dir heute auch nichts weiter, denn ich habe die vierzehn Tage viel tausend Gedancken an dich und die Freunde in die Landschäfftgen hineingezeichnet, die dir daraus entgegen kommen sollen.

Meine Iphigenie freut mich daß sie glücklich angekommen ist und so mögen die 4 Bände in die Welt gehn.

Das Wetter ist unglaublich und unsäglich schön, den ganzen Februar, bis auf 4 Regentage ein ganz [185] reiner heller Himmel, gegen Mittag die Sonne fast zu warm.

Lebe wohl gedencke mein. Ich bleibe dir und mag mich nirgends anbauen.

Erst nun nach Neapel, von dorther hörst du bald und siehst dereinst unzählige Zeichnungen. Liebe mich! Grüße Fritzen! Sey mit deiner Liebe bey mir wenn du es auch mit Rath nicht seyn willst. Grüße Steinen.

G.

Empfiel mich der Herzoginn aufs beste und dancke ihr für ihre Güte und Theilnehmung an mir.
Deine Briefe werden alle gleich verbrannt, wie wohl ungern. Doch dein Wille geschehe.

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