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An Johann Friedrich Cotta

Das neue Jahrhundert hat sich nicht gut gegen mich erwiesen, denn ich bin in den ersten Tagen von einer sehr heftigen, obgleich nicht ganz unvorhergesehenen Krankheit überfallen worden, welche neun Tage lang, indessen ich wenig von mir selbst wußte, die Fortdauer meiner Existenz sehr zweifelhaft machte. Indessen habe ich mich in der letzten Hälfte dieses Monats wieder so ziemlich erholt und fange an, die Lebensfäden wieder anzuknüpfen.

Den Gautier habe ich in den ersten Tagen meiner Genesung erhalten und sogleich flüchtig durchgesehen. Sie haben mir durch die Anschaffung dieses Buchs einen besondern Dienst erzeigt, so wie ich Ihnen für [169] die gefällige Übersendung des so brauchbaren Plouquetischen Werks vielen Dank sage.

Ich wünsche daß Sie bald den Preis des Virgils erfahren mögen, damit unsere kleine Rechnung abgeschlossen werde und ich auch mit hiesiger fürstl. Bibliothek in Ordnung komme.

Wie der gute Vermehren dazu kommt mich als einen bedeutenden Theilnehmer an seinem Almanach anzugeben, begreife ich nicht. Ich erinnere mich wohl daß ich, als er mir von diesem Vorsatz sprach, ihn nicht ohne Hoffnung eines Beytrags für die Zukunft ließ; allein für dieses Jahr ist, besonders unter den gegenwärtigen Umständen, gar nicht daran zu denken. Ich werde mich hüten die Musen früher zu versuchen bis ich mich wieder bey Kräften fühle; ich wünsche nur daß ich Ihnen etwas zum Damenkalender liefern kann.

Übrigens ist es recht schade daß wir so weit auseinander wohnen; in der Nähe könnte man manche Gelegenheit, und wäre es nur zu artigen Kleinigkeiten, nutzen. Das kleine Drama, das jetzt in dem Seckendorfischen Taschenbuche steht, nebst einer englischen Übersetzung desselben, von Herrn Mellish, und dem Kupfer, welches mit der Zeitung für elegante Welt ausgegeben wird, hätte, in eins gefaßt, und splendid gedruckt und mit einigen Scherzen und Galanterien noch verziert, einen artigen Artikel gegeben; allein über so was läßt sich nicht correspondiren, [170] weil alles vom Augenblick abhängt, und so muß man es denn zerstreut hinfahren lassen.

Herr Bitaubé hat nunmehr meine Antwort erhalten, wie mir ein Brief aus Paris sagt.

Ich habe in meinen Notaminibus noch einige ältere französische Bücher gefunden, welche ich bisher noch nicht auftreiben konnte, vielleicht sind Sie damit so glücklich wie mit Gautier, in meinem nächsten Briefe zeige ich die Titel an.

Leben Sie recht wohl und erndten bald in Frieden die Früchte Ihrer Thätigkeit.

Weimar am 29. Januar 1801.

Goethe.

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