36/196.

An Johann Friedrich Posselt

Zu beykommendem Geschäftserlaß füge noch einen wissenschaftlichen hinzu, indem ich eine Sendung des Herrn Salineninspector zu Dürrenberg Bischof, [241] welche durch des Herrn Staatsminister von Fritsch Excellenz zu mir gekommen, zugleich mittheile.

Vor allen Dingen mache Dieselben aufmerksam auf die rothvorgestrichene Stelle in dem Bischofischen Briefe, indem ich vollkommen mit dem werthen Manne übereinstimme, daß man auf das eifrigste die Beziehungen der Barometerstände um die ganze Welt zu erfahren trachten müsse. Die beygelegte graphische Darstellung der barometrischen Curven zu London, Paris, Genf und Dürrenberg gibt dasselbe Resultat, was unsere graphischen Darstellungen bisher gegeben, daß nämlich die Barometer-Bewegung durchaus an allen bezeichneten Orten obschon relativ, doch völlig gleich auf- und absteige. Gilt dieses nun schon von obgenannten vier Orten, so ist es höchst bedeutend zu erfahren, wie sich dieses Phänomen rings durch die Meridiane so wie durch die Breitenkreise in allen Graden verhalte.

Hier wäre nun zwar Anfangs auf keine Vollständigkeit zu denken, sondern das geringste Fragment würde schon schätzenswerth seyn. Ew. Wohlgeboren ist bekannter als mir, wo dergleichen einzelne Bemerkungen in Reisebeschreibungen, akademischen Verhandlungen, Journalen u.s.w. möchten zu finden seyn; hätte unser werther Howard, anstatt seine Aufmerksamkeit fast allein auf Temperatur zu verwenden, sich mit dem Barometerstand entfernter Gegenden abgegeben, so würden wir auch hier schon vorzüglich [242] gefördert seyn. Indem nun die bisherigen Beobachtungen, tabellarischen Verzeichnisse, graphischen Vorstellungen unseres meteorologischen Kreises unverrückt ihren Gang gehen, so würde meo voto ein Ausblick auf alle Weltgegenden im besondern barometrischen Bezug nicht zu versäumen seyn und, wie gesagt, wäre die mindeste Notiz, die uns aus der Ferne käme, zu bemerken und zu beachten.

Wollten Ew. Wohlgeboren hierüber weiter nachdenken und mir gelegentlich Ihre Meynung sagen, so würden Sie mich höchlich verbinden.

Vielleicht brächten Sie um das Neujahr einige Tage in Weimar zu, damit dieser so bedeutende und mir sehr a Gegenstand besprochen und das nächste Jahr durch sogleich in Ausübung gebracht werden könnte.

Was Herrn Bischof betrifft, so werden Sie sich gern mit ihm in Verbindung setzen und ihm von unseren Bemühungen das Nöthige mittheilen. Die graphische Darstellung erbitte mir wieder zurück, um solche nochmals näher zu betrachten.

Einige Abdrücke der liniirten Blätter zum Behuf graphischer Darstellungen erbitte mir mit Nächstem.

ergebenst

Weimar den 25. December 1822.

J. W. v. Goethe. [243]

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