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An Friedrich August Wolf

Ich durfte meinen Augen kaum trauen, als ich die Züge Ihrer verehrten Hand in einem Briefe von Jena her erkannte. Meine Freude war desto größer und wie Sie mir dort herzlich willkommen gewesen [391] wären, so sollen Sie mir es auch hier seyn. Die Zimmer, die ich Ihnen in meinem Hause bestimmte, finden sich gegenwärtig von Riemern und meinem Sohne besetzt. Aber in einem Nachbarhause, Wand an Wand, lasse ich Ihnen ein kleines Quartier zurechte machen, für die Nachtruhe bequemer als in einem Wirthshause, und den Tag, hoffe ich, mögen Sie bey mir zubringen. Sie kommen zu einer bedeutenden Zeit, ein erwünschter Rathgeber und Helfer. Von unsern jenaischen Zuständen wird Ihnen nichts unbekannt bleiben, von unsern weimarischen soll es auch nicht.

Zur Freude, die Ihre Ankunft erregt, gesellt sich schon zum Voraus mein Dank.

Möchten Sie Mittwoch vor Tische anlangen? wir würden alsdann einige Stunden ruhiger Unterhaltung genießen und Abends zusammen Maria Stuart sehen können. Das übrige würde sich geben und finden.

Vergeben auch Sie meinen Laconismus; denn ich bin gedrängt diesen Brief noch auf die Post zu schaffen. Mit tausendfältigem Lebewohl.

W. d. 26. Dec. 1803.

Goethe.

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