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An Kaspar von Sternberg

Auszug eines Briefes

des Bergmeister Schreiber zu Sonneberg.


»Eine wahre Freude hat es mir gemacht, nach so langen und vielen Jahren wieder einmal Ihre Handschrift zu lesen. Leid thut es mir, Ihrem Wunsche nicht ganz genügen zu können. Von zwey Exemplaren, meinem ganzen Vorrath der Mattstedter Steinkohlen, lege ich Ihnen das ausgezeichnetste bey, welches aber auch nur einen sehr unvollkommenen Abdruck enthält. Wirkliche Farrenkräuter- Abdrücke hat es wohl nie auf dem Mattstedter Steinkohlenflötz gegeben, wenigstens nicht während meines dreyjährigen Dortseyns, [130] auch scheinen sie mir blos die Begleiter der Steinkohlenformation zu seyn, wohin man denn doch die Mattstedter nicht rechnen kann.

Sonneberg den 21. Februar 1825.«


Vorgemeldetes Mattstedter Kohlenstück zeigt auf seiner Öberfläche ein schmales, nicht gar Zoll langes, lanzetförmiges vielleicht Weidenblatt. Einige Andeutungen machen glauben daß die Kohle gespaltet noch mehr zum Vorschein kommen lasse.

Auch ist mir ein deutliches Stück Holz zu Handen gekommen, mulmig wie Braunkohle, aber kalkartig inkrustirt und, wie es scheint, mit kleinen Selenitblättchen übersäet. Beide gehen wohl eingepackt mit der fahrenden Post ab.

Auch, wie zu erwarten war, läugnet der Bergmeister das Vorkommen der Farrenkräuter; Weidenbäume dagegen, als ein späters Erzeugniß, lassen sich eher in dieser Epoche denken.

Möchte eine zwar geringe doch seltene Sendung zu rechter Zeit eintreffen und wir nun über die so höchst bedeutende Folgenreihe durch unsern treuen Natur-und Herzensfreund abschließlich aufgeklärt werden.

Ich werde wie immer, und oft wider Willen, hin und her gezogen; doch wartet ein neues Heft Kunst und Alterthum zu Ostern auf. Möge ein beykommendes Gleichniß freundlich angeblickt werden.

anhänglichst

Weimar den 8. März 1825.

J. W. v. Goethe. [131]

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