10/2994.

An Christian Gottlob Voigt

Wie selig kann man seine Freunde preisen die wenigstens das Unheil nicht mit Augen sehen das in dieser Gegend und nun auch in dem unglücklichen Maynz angerichtet wird. Ihre gütigen Briefe zeigen mir Sie auf dem gewöhnlichen ruhigen, obgleich mitunter beschwerlichen Pfade der bürgerlichen Geschäfte und des häußlichen Lebens, möge ein gutes Geschick Sie lange drauf erhalten.

Mich wandelt in meiner jetzigen Lage eine Art Stupor an und ich finde den trivialen Ausdruck: der [84] Verstand steht mir still, trefflich um die Lage meines Geistes auszudrucken.

Die Hälfte der schönen und wohlgelegnen Stadt mag nun wohl schon verbrannt seyn der Erfolg muß diesen grimmigen Entschluß rechtfertigen. Die Situation der emigrirten Maynzer ist die traurigste von der Welt.

Von Kälte und Nässe haben wir seit 14 Tagen sehr gelitten nun ists wieder schön doch abwechselnd.

Seit dem Anfange der eigentlichen Belagrung haben unsre Jäger auf ihrem gewöhnlichen Posten weniger Gefahr als vorher. Es wollte einigen gar nicht schmecken. Einer der sich ziemlich gut gehalten hat Nahmens Blumenstein hat um den Trauschein gebeten, er lebt schon lange mit einem Mädchen die Güntherinn heißt. Durchl. sind geneigt ihm zu willfahren, hätten Sie wohl die Gütigkeit zu sorgen? daß dem Mädchen das er schwanger zurückgelassen biß zu seiner Rückkunft von Stadtraths wegen kein Leid geschehe. Es gehen jetzt soviel Weltbürger zu Grunde daß man den neu eintretenden wohl ihre Ankunft facilitiren kann.

Gores rühmen sehr Ihre gütige Sorge für den Haußbau.

Wie steht es mit dem Verkaufe des kleinen Haußes neben dem meinigen?

Ich läugne nicht daß ich bald wieder zurückzukehren wünsche.

[85] Leben Sie recht wohl. Das Paquet war geschlossen, vielleicht bin ich bald so glücklich die Übergabe von Maynz zu melden.

Marienborn 3. Jul. 93.

G.

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