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An Johann Heinrich Meyer

Ihre Briefe Nr. 14. 15 und 16 sind nach einander angekommen, der letzte gestern über die Schweiz und ist nur 20 Tage unterweges geblieben. Ich will nicht leugnen daß ich diesen Monat über auch sehr mit der bösen Laune zu kämpfen hatte, denn kaum war der schöne Plan über Wien zu gehen ausgedacht, als die Folgen der Einnahme von Mantua auch diese Tour mit neuen Hindernissen bedrohten. Indessen hat Gerning mich eingeladen im April mit ihm über die Schweiz zu gehen, ich glaube und traue ihm aber nicht, denn er ist schon ein ganzes Jahr im Gedanken unterweges. Über Wien war es mir in vielem Sinne reizend, besonders auch weil Humboldts dahin gehen, wodurch mir der Aufenthalt daselbst sehr angenehm[71] und nützlich geworden wäre. Ich habe indessen meine Zeit gut angewendet, das Epische Gedicht wird gegen Ostern fertig und kommt auch in Kalenderform bey Vieweg in Berlin heraus. Auf diesem Wege wird es am meisten gelesen und am besten bezahlt. Was kann ein Autor mehr verlangen. – So wird auch wahrscheinlich die Sache mit dem Gute indessen richtig, welche durch die Subhastation und das Bieten und wieder Bieten sehr aufgehalten worden ist. Übrigens habe ich fast alle meine Fäden losgeknüpft und mein Haus bestellt, so daß ich wie ein Schiff im Hafen nur auf einen günstigen Wind warte. Es freut mich über die Maßen daß ich Sie noch in Florenz denken kann und daß ich hoffen kann Sie ruhig unter diesen Schätzen zu finden. Möchte das gute Geschick uns bald zusammen führen und uns für die mancherley Unruhe und Sehnsucht endlich belohnen. Bey Bannini habe ich schon einmal gewohnt, es ist sehr artig da und ich werde gewiß daselbst wieder einkehren und ich hoffe wir wollen manches gute Mittagmahl in den heitern Zimmern einnehmen. Fahren Sie fort fleißig zu seyn, ich will es auch daran an meiner Seite nicht fehlen lassen. Was Ihre Zeichnungen betrifft, so dächte ich Sie sendeten solche, wenn Sie Gelegenheit haben, wohlgepackt nach der Schweiz, wäre ich noch in Deutschland, so ließe ich sie kommen und hätte indeß doch ein Labsal; sähe ich sie erst nach unserer Zurückkunft, so ist es auch eine aufgesparte [72] Freude. Auf alle Fälle sind die Schätze in Sicherheit. – Das Titelkupfer zum Almanach so wie die Decke haben uns große Freude gemacht, man sieht an beyden wohl recht daß Sie an der Quelle sind. Wenn wir sie nur auch schon zu unserer Zufriedenheit gestochen sähen. – Hufeland hat ein Werk über die Verlängerung des Lebens herausgegeben, dazu wollte er gern eine Zeichnung der Parzen haben, ich gab ihm Ihre kleine Ölskizze. Sie können leicht denken daß der Kupferstecher mitunter wunderlichen Gebrauch davon gemacht hat. – An Ihre Bedürfnisse soll sogleich gedacht werden. Geht Gerning früher so gebe ich ihm die Hemden mit und bringe Ihnen nachher selbst noch einige. Schreiben Sie ja wenn Sie sonst noch etwas Wäsche bedürfen. – Durch Bury habe ich einen Aufsatz von Müllern in Rom gegen Fernow und Carstens erhalten, es ist viel gutes darinn, wir wollen ihn wenn er gereinigt ist in die Horen setzen und so wird auch auf diese Weise der Krieg fortgesetzt, denn man muß nun einmal für allemal immer auf denselbigen Fleck pochen. – Sie schreiben von 8 bis 10 Pilastern von Arabesken, die nach den vatikanischen Logen gemahlt sind, ich dächte Sie kauften solche, wenn der Preis billig ist, und schicken sie mit den übrigen Sachen durch die Schweiz heraus. – Sagen Sie mir doch, hat man ein Werk in welchem die florentinischen Gebäude in Kupfer dargestellt sind? oder sind einzelne Gebäude gut gestochen? Man sollte doch zu den Belegen [73] etwas der Art in unsere Sammlung anschaffen. – Mit dem Bilde der Madonna del Sacco werden Sie sich gewiß Ehre machen und die tiefere Einsicht in das vorzügliche Werk eines so trefflichen Meisters ist Ihnen in jedem Sinne wichtig.

Ich hoffte noch manches hinzu zu fügen, ich will aber nur machen daß heute der Brief fortkommt, denn er ist schon 8 Tage angefangen. Mein Gedicht und dessen letzte Ausarbeitung erfordert viel Aufmerksamkeit, Anfangs April geht die erste Hälfte ab. Dann ist noch der jüngere Herr von Humboldt hier, dessen großer Rotation in physikalischen und chemischen Dingen man auch nicht widerstehen kann. Sodann giebt Fichte eine neue Darstellung seiner Wissenschaftslehre, stückweise, in einem philosophischen Journal heraus, die wir denn Abends zusammen durchgehen, und so überschlägt sich die Zeit wie ein Stein vom Berge herunter und man weiß nicht wo sie hinkommt und wo man ist. Bey manchen dieser Verhandlungen werden Sie recht lebhaft gewünscht, wie noch Schiller gestern Abend that, indessen ich mich herzlich zu Ihnen sehne um durch Anschauung so mancher herrlichen Formen mich wieder zu beleben. Denn für uns andere, die wir doch eigentlich zu Künstlern geboren sind, bleiben doch immer die Speculation, so wie das Studium der elementaren Naturlehre, falsche Tendenzen, denen man freylich nicht ausweichen kann, weil alles was einen umgiebt sich dahin neigt und [74] gewaltsam dahin strebt. Leben Sie wohl, nächstens mehr.

Jena d. 18. März 1797.

G.

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