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An Caroline von Wolzogen

Schon längst hätte ich, meine verehrte Freundin, von Ihnen selbst zu vernehmen gewünscht wie Sie sich befinden, und wie es Ihrem guten Sohn ergeht, dessen Zustand auch mir große Sorge gemacht hat.

Das Besondere jedoch worüber ich zu sprechen wünschte ist unsre bisher stockendes Geschäft; die Redaction der bewußten Briefe ist zwar weit genug gediehen allein zu einem Abschluß schwer zu gelangen; die schönsten und geistreichsten Stellen, die man nicht missen möchte, die als Würze des vielen Gleichgültigen unentbehrlich scheinen, sind solche die entweder noch Lebende, oder die Freunde kurz Verstorbener nothwendig verletzten würden; wie lange man daher den Druck hinzuhalten habe wüßte ich nicht zu sagen.

[245] Damit aber die Schillerischen nicht ihres zu erwartenden Antheils an diesem Unternehmen noch ferner entbehren, so macht es mir Vergnügen erklären zu können daß ich zu Michael im Stande bin denselben mit zwey tausend Thalern vorläufig abzutragen; wobey ich zugleich für mich und die Meinigen verspreche, daß wenn in der Folge auf irgend eine Weise sich ein höherer Gewinn daraus ziehen ließe, solcher im Sinne der alten unverbrüchlichen Freundschaft jener Seite mit zu Theil werden solle.

Mögen Sie, meine Theuerste, mir hierüber Ihre Gedanken eröffnen und vielleicht bey den Interessenten die nöthigen Schritte thun so werde ich es dankbar erkennen und zum Abtrag jenes Anerbietens mich bereit halten.

Mit den treusten Wünschen unverbrüchlich

Der Ihrige

Goethe.


Zu obigem als Sohn mich auf jeden Fall verpflichtend. Weimar den 10 ten Juli 1825.

J. A. von Goethe.

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