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An François Jean Philibert Aubert de Vitry

[Concept.]

Sie verzeihen, mein theuerster Herr, die Verspätung einer schuldigen Antwort; Jahre und Gesundheit lassen nicht immer die unmittelbare Erfüllung solcher Pflichten zu.

Wenn ich nun bedenke was ich allenfalls von meiner Seite zu erwidern hätte, so darf ich nur soviel sagen daß ich die Ansichten die Sie in ihrem Briefe aussprechen völlig theile, und daher nur sehr kurz mich auszudrücken habe.

Jeder Autor muß wissen was er seiner Nation, unter gewissen Umständen und Bedingungen mittheilen kann, der französische ist hierin beschränkter als der deutsche und muß, wenn er zu übersetzen unternimmt, eigentlich immer umbilden; es ist mir [96] dieß von jeher bekannt und es durfte mich nicht wundern daß meine Arbeiten auf solche Weise behandelt wurden. So geschah es mit der Rückübersetzung von Rameaus Neffen, mit den Hommes Celebres de France au dix-huitième Siècle und mit völliger Umarbeitung des kleinen Dramas, die Geschwister entfernen mußten, um ihrer Nation, deren Verständniß und Neigung sich anzunähern.

Kommen zuletzt noch äußere Betrachtungen hinzu, welche nöthig machen einiges anzufügen, ja sogar Überzeugungen einzuschalten, die der Vorstellung des ersten Autors entgegen stehen, so betrachte ich das alles als Folge jener ersten anerkannten Nothwendigkeit, welcher man sich, so wie im Allgemeinen, also auch im Besondern unterwerfen mußte.

Mir bleibt daher nichts übrig als Denenselben für den Antheil verbindlichst zu danken, den Sie an meinen Arbeiten und Lebensereignissen nehmen wollen. Erhalten Sie mir Ihre Neigung und beachten meine Sicilianische Reise, den Feldzug von 1792 und was etwa in der Folge sich hier anschließen möge. Mich wird es immer freuen wenn ich mich mit der französischen Literatur, die ich von jeher so hoch geschätzt und der ich so viel verdanke, einigermaßen im Einklang finde.

Weimar den 29. März 1824.

[97]

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