46/29.

An Joseph Carl Stieler

[30. Juli 1829.]

Indem ich Nachstehendes absende, ergreife die Gelegenheit eine Bemerkung mitzutheilen, welche mir[28] diese Tage gar freundlich entgegen kam; ich fand nämlich daß man für eine bedeutende Gabe erst nach einiger Zeit würdig danken könne. Das Bild, welches Ihro Majestät Gnade und Ihrer Sorgfalt zu danken habe, wächst jetzo, da es in dem Zimmern meiner Tochter aufgehängt ist, gleichsam an Werth, indem sich jedermann daran erfreut und die Meinigen es als ein Capital ansehen können, von dem sie, für ewige Zeiten, für sich und andere die erfreulichsten Zinsen an Erinnerung, Wohlbehagen und Dankbarkeit zu gewinnen im Fall seyn werden.

Das Bild der Frau von Heygendorf, wie man Ihnen gewiß schon gemeldet hat, ist nicht mit geringerer Theilnahme empfangen worden. Ich behielt es einige Tage im Hause, zu meiner und der nächsten Freunde größter Vergnüglichkeit, doch wurden die Wallfahrten dazu in dem Grade häufig, daß ich das herrliche Kunstwerk, obwohl ungern, in's Museum senden und einer öffentlichen Beschauung widmen mußte. Wir wollen es wie es ist gerne gelten lassen, denn es bleibt eine glückliche Conception und eine vollkommen gleiche harmonische Ausführung. Auch für dieses Denkmal Ihres hiesigen erfolgreichen Aufenthaltes danke zum allerschönsten.

Die vielfachsten Grüße von den Meinigen und Nächsten hab ich zu entrichten; mich bitte überall wie es sich schicken und ziemen will bestens zu empfehlen. Herrn Dr. Gruithuisen bitte besonders für die Sendung [29] seiner reichhaltigen Hefte zu danken, man wird dadurch, wär es auch mit Widerwillen, in die Höhen, Tiefen und Breiten der Natur genöthigt.

Wäre Herr v. Martius zu bewegen, daß er einen längst an ihn ergangenen Wunsch erfüllen möchte, so wünschte ich ihm auch bestens empfohlen zu seyn.

Herrn Rauch, den Sie das Glück haben zu besitzen, lassen Sie nicht ohne das freundlichste Wort von mir

dem treu anhänglichen

Weimar den 28. Juli 1829.

J. W. v. Goethe.


So eben vernehme von Herrn Geh. Rath v. Müller, daß ich von Herrn v. Klenze eine angenehme Sendung zu erwarten habe, danken Sie vorläufig auf das verbindlichste; alles ist mir höchst willkommen was mich mit der großen Thätigkeit Münchens einigermaßen in Bezug setzt.

Mit Vergnügen habe zu vermelden daß das optische Instrument glücklich angelangt ist und von der künstlerischen Sorgfalt des Verfertigers das beste Zeugniß gibt. Es ist nicht allein in der Hauptsache dem früheren vollkommen gleich, sondern es sind auch die angebrachten Veränderungen wahrhafte Verbesserungen. Die Eleganz der Arbeit ist lobenswürdig, indem sie nur das Nothwendige in ein besseres Licht setzt.

Auch waren alle Theile sorgfältig in der Kiste befestigt und die einzelnen Leistchen, außer dem Leim,[30] mit Stiftchen versehen; nur bey den abgeschärften Stücken, welche den Spiegel trugen, hatte man sich auf die Haltbarkeit des Leims verlassen und die Stiftchen nicht angewendet, ein solches Leistchen jedoch war abgesprungen und der Spiegel heruntergefallen, deshalb denn auch, da vor der Eröffnung in dem Kasten etwas klapperte, man einigermaßen in Sorgen war.

Glücklicherweise jedoch ist durch Zufall nicht der mindeste Schade geschehen, nichts ist verborgen, oder angerieben worden, und ich würde davon gar keine Meldung thun, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß dem sorgfältigen Künstler selbst durch diese Bemerkungen einiger Gefalle geschähe. Da weder Brief noch Rechnung beylag, so wartete ich eine kurze Zeit, wünsche aber für diese schöne Arbeit schuldig geworden, welches alsobald abzutragen bereit bin.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek