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An Daniel Friedrich Parthey
Ew. Wohlgeboren
haben in einem geneigten Schreiben vom 2. November die Anfrage an mich gethan: ob ich genehmige, daß die empfehlenden Worte, die ich in meiner Lebensbeschreibung über Justus Möser gesagt, der neuen Auflage seiner patriotischen Phantasien vorgedruckt und auf dem Titel bemerkt werden können. Ich gebe hiezu gern Einwilligung und freue mich, den Manen eines so werthen Mannes auch auf diese Weise zu huldigen.
Nicht eben so willfährig kann ich mich bezeigen noch irgend eine Äußerung hinzuzufügen. Ich bin von jenen Studien zu weit abgekommen, und sich über die von dem trefflichen Manne behandelten Gegenstände in der jetziger Zeit, wo selbst gegen ihn ein gewisser Gegensatz sich offenbart, zu äußern, würde bedenklich seyn; wenigstens wäre es eine Arbeit die neue Bemühung und erstens Nachdenken erforderte, wenn man sich darüber gehaltvoll zu äußern gedächte, um schon zum voraus die Gegenwart mit dem Vergangenen zu versöhnen.
Hieraus erhellt jedoch, daß eben deswegen eine neue Ausgabe wünschenswerth sey, weil so manches in diesen trefflichen Bänden Enthaltene, daß bisher als Antiquität geruht, nun wieder zur Frage und Sprache komme.
[102] Lassen Sie mich zugleich bemerken, daß Herr Dr. Wachler in Breslau in seinen Vorlesungen über die Geschichte der deutschen Nationalliteratur, im 2. Theil, Seite 209 ff. zwar kurz, aber bedeutend über Möser gesprochen; sollte dieß nicht der Mann seyn der die neue Ausgabe würdig einführen könnte?
Zum Schluß erlauben Sie mir noch eine Frage: auf dem Theil der Diezischen Übersetzung des Buchs Kabus wird bemerkt, daß dieses Werk in der Nicolai'schen Buchhandlung in Commission zu haben sey. Nun wünschte zu wissen, wie es nach dem Tode des trefflichen Mannes damit gehalten werde, auf wen das Recht des Selbstverlags vererbt, wo und um welchen Preis es zu haben sey?
Dankbar für das mir bewiesene Vertrauen empfehle mich zum besten und wünsche, da ich dießmal gefällig zu seyn nicht in Stande bin, auf irgend sonst eine Weise gelegentlich dienen zu können.
Weimar den 24. November 1819.
ergebenst J. W. v. Goethe.