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An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl

Ein freundliches Schreiben, nach so geraumer Pause, von einem theuren und geprüften Freunde erhalten, war mir doppelt erfreulich, da ich es in der festlichen Epoche empfing, in der wir alles was wir lieben und ehren gern um uns versammelt hätten.

Ihres herzlichen Antheils bin ich gewiß und so nehmen Sie auch meinen wärmsten Dank.

[112] Ich habe das Glück in einer meinen Jahren angemeß'nen Thätigkeit fortschreiten zu können, daher war mir die Nachricht desto willkommener, daß auch Sie in voller Kraft Ihrem großen, dem Publicum so wichtigen Unternehmen getreu bleiben.

Ihre Absicht, eins meiner alten Possenspiele auf das große Theater zu bringen, ist mir sehr ehrenhaft, ob ich gleich damit nicht einstimmen kann. Hätte ich das Glück neben Ihnen zu leben, so sollte es bald gethan seyn; allein ich gebe zu bedenken, daß der Jahrmarkt von Plundersweilen auf einen kleinen Raum berechnet war und die Einzelheiten in einer großen Fülle gar glücklich wirkten. In einen größern Raum versetzt müßte man es viel reicher ausstatten, und in Absicht auf die Localitäten der Bühne gar manche besondere Einrichtungen treffen; auch dürfte es nicht hinten so abschnappen, wie mit dem Schattenspiel geschieht. Eine lebhafte und tumultuirende Nachtscene würde dem Ganzen sehr gut thun und ihm ein auffallendes Ende verleihen. Genug man müßte das jetzige Stück, wie es liegt, als ein Samenkorn betrachten, das seit soviel Jahren nun zu einem Baume geworden wäre; das Neuste von Plundersweilen (Meine Wercke. Band 9. Seite 273.) gäbe wohl auch einige Motive her, allein zu allem kann aus der Ferne kein Rath werden, und je mehr ich die Sache überdenke desto mehr will sie mir erscheinen, wie ich sie hier vorstelle.

[113] Die Art wie Sie Ihrer alten Burg eine anmuthige Würde gegeben verdient alles Lob. Ich bin leider niemals in Seifersdorf gewesen und danke deswegen verbindlichst, daß Sie mir durch die gar hübschen Zeichnungen die Vortheile der Gegenwart ersetzen wollen.

Behalten Sie in dem theuren Kreise der Ihrigen meinem Andenken seinen alten Platz; ich lebe mehr als jemals mit dem Werthe meiner ältern Freunde beschäftigt; denn was sich von dieser heiligen Schaar nach und nach verliert, wird nur sparsam wieder ersetzt.

Unser fürstliches Jubelpaar befindet sich in erwünschtem Wohlseyn; mögen die beiden Bildnisse, in Erz geprägt, als kräftige Talismane sich bewähren und uns eine stätige Dauer versichern. Unsere Berliner Künstler haben sich dabey sehr wacker gehalten, vielleicht sind sie Ihnen schon zuhanden gekommen, doch lege ich sie bey mit der Bitte diese Exemplare mit den übrigen weimarischen Erinnerungen an treuer Brust zu hegen.

Herkömmlich und von Herzen liebend und vertrauend

Weimar den 3. November 1825.

J. W. v. Goethe. [114]

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