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An Christian Gottfried Körner

In dieser letzten Zeit habe ich so vielerlei unternommen und habe selbst in diesem Augenblick noch manches zu thun, was keinen Aufschub leidet, und habe deswegen an meine auswärtigen Freunde wenig denken können.

Ich wünsche dagegen daß Ihnen ein Lustspiel: Der Gros Cophta, welches in der Michaelis Messe herausgekommen wird, und mein erster Beitrag zur Optik, den ich gleichfalls bald ins Publikum zu bringen gedencke, vergnüglich und nützlich seyn möge. Seyn Sie überzeugt, daß Sie mit zu dem Publico gehören, das ich vor Augen habe, wenn ich arbeite.

Die Veranlaßung zu meinem heutigen Biefe giebt mir ein junger Künstler den ich Ihnen empfehlen[282] möchte. Es kommen bei ihm ein vorzügliches Naturel, Fleiß und mechanische Geschicklichkeit zusammen. Er hat bisher in Stahl geschnitten und ist sich fast alles selbst schuldig. Ich siegele mit dem Kopf der Meduse den er kopirt hat.

Ich wünsche nun daß er im Steinschneiden, mit dem er auch schon einen Anfang gemacht hat, vorwärts kommen und in dem Mechanischen deßselben das ihn jetzt noch aufhält, sich beßer über möge. Sie haben einen geschickten Steinschneider in Dresden der wie ich höre, nicht neidisch seyn soll und allenfalls einen jungen Künstler bilden hilft. Wollten Sie die Güte haben mir über folgende Punckte Nachricht zu geben?

1) Wie der Steinschneider heiße, und ob er einem jungen Manne etwa ein paar Monate Unterricht gäbe?

2) Was er für diesen Unterricht verlangt?

3) Ob der junge Künstler seine Maschine mitbringen soll?

4) Ob Sie wohl die Güte hätten, mir wegen Quartier und Kost einen Überschlag zu machen, was es ohngefähr monatlich kosten könne? und ob Sie wohl die Güte haben wollten, sich selbst ein wenig des jungen Mannes?

Es wird Ihnen gewiß Freude machen, ihn kennen zu lernen, und Sie werden in der Folge die Zufriedenheit genießen, wenn sich dieses Talent ausbildet, seinem Anfang behülflich gewesen zu seyn.

[283] Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und allen Freunden.

Weimar den 12. Sept. 1791.

Goethe.

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