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An Nikolaus Meyer

Die Nachricht, die Sie mir geben, mein Theuerster, daß es ihnen und den lieben Ihrigen wohl geht, daß Sie Ihre Geschäfte mancher Art mit Glück fortsetzen, ist mir sehr erfreulich, und ich danke, daß Sie mir die Gelegenheit geben, auch von meiner Seite die Versicherung alter, treuer Neigung zu wiederholen.

Nächstens sende ein Medaillon in Eisenguß, welches Herr Director Schadow mir zu Lieb und Ehren ausbildete. Gedenken Sie meiner dabey; aber verzeihen Sie wenn ich ausspreche daß bey zunehmenden Jahren alle meine Kräfte nach innen gerichtet seyn müssen, wenn nur irgend etwas Würdiges geleistet werden soll. Ich kann mich daher nicht wie sonst nach außen verbreiten, und muß meiner eigensten Neigung Einhalt thun, daher denn auch aller Mitwirkung bey Ihrer Bibelausgabe entsage, und Sie bitte, daß Sie dieß nicht für unfreundlich, sondern nur als nothgedrungen ansehen möchten.

Ebenso geht es mir in andern Dingen, z.B. mich erfreut wohl der Gedanke, daß auswärtige Freunde Theil nehmen werden, wenn ich etwas dem Druck übergebe, allein die Zeit wo man Exemplare versendet, um seinen Lieben und Werthsten unmittelbar Freude zu machen und sich persönlich ihrer Theilnahme zu versichern, ist leider nicht mehr, und ich kann nur [328] wünschen, daß das, was dem Allgemeinen übergeben wird, auch dem Einzelnen Freude mache.

Soviel mußte ich sagen zu meiner Entschuldigung, wenn Sie lange von mir nicht hören und sehen. Grüßen Sie mir die theuern Ihrigen, leben Sie glücklich wie es Ihre Thätigkeit verdient, und gedenken mein, wenn ich auch in schweigsamer Entfernung verharre.

Dieses schreibe ich in Jena, wo Ihrer noch vor kurzem mit freundlicher Erinnerung gedacht wurde, freylich aus einer Zeit wo wir uns alle noch frisch fühlten; und wir wollen nicht klagen, daß der Frühling vorüber ist, wenn der Herbst und nur mit Früchten segnet. Nochmaligen Gruß Ihnen und den Ihrigen.

Jena den 14. December 1817.

Goethe.

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