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An den König Ludwig I. von Bayern

[Concept.]

[14. April 1829.]

Die lebhafte Sehnsucht, welche mich bey'm Empfang von Ew. Majestät gnädigstem Schreiben ergriff und sich in den Wunsch auflöste, an dem würdigen und herrlichsten Lustort selbst meinen gefühltesten Dank [239] auszusprechen, konnte ich nur dadurch einigermaßen beschwichtigen, daß ich alle mir zur Hand liegende Plane und Abbildungen, welche mir jene Weltstadt im Ganzen und Einzelnen vergegenwärtigen konnten, vor mich nahm und mich möglichst zu orientiren suchte.

Als dieß aber nicht sonderlich gelingen wollte, kam mir ein Freund zu Hülfe, welcher das Glück hatte, zu Anfang des Jahrhunderts auf gleicher Stelle eine Zeitlang zu wohnen.

An dessen Hand ging ich nunmehr vom Obelisk aus nach S. Maria Maggiore zu, bald aber links ab nach der Porta Pinciana. Anstatt nun aber einen Fuhrweg den Hügel hinan einzuschlagen, führt' er mich in ein Gebäude, eine Wendel-Treppe hinauf, wo ich mich in einem Zimmer gleichen Fußes mit einem anstoßenden Garten befand. In demselben war ich bereits bis an die steinerne Treppe gelangt, welche auf die Terrasse vor Ew. Majestät Zimmern führt und wünschte, eh ich mich an der herrlichen Umsicht ergetzte, mich dankbar persönlich darzustellen.

Hier aber fiel ich leider in die unmittelbare Gegenwart zurück, die beschränkte Aussicht in meinen klösterlichen Garten mußte mir genügen, wobey ich aber dankbarlichst anzuerkennen hatte, welch ein herrlicher Umblick meiner Einbildungskraft und welch tiefe Rührung dem Gemüthe durch das so vollkommen schildernde, theilnehmende und aufrichtende Schreiben geworden sey.

[240] Wenn ich aber irgend zunächst an eine Äußerung dachte, welche hier zuvörderst am Platze wäre, so fand ich mich gedrängt dankbar anzuerkennen, daß Allerhöchst Dieselben geneigt gewesen, Sich uns auf eine so verehrungs- als liebenswürdige Weise in Ihren Gedichten zu offenbaren. Die Gabe der Dichtkunst hat das Eigne besonders darin, daß sie den Besitzer nöthigt, sich selbst zu enthüllen. Dichterliche Äußerungen sind unwillkürliche Bekenntnisse, in welchen unser Innres sich aufschließt und zugleich unsre Verhältnisse nach außen sich ergeben.

Von welchem Werth also müssen diejenigen Strophen seyn, worin ein gefühl- und talentvoller Fürst, zum Throne hinschreitend, vom Throne sich entfernend, die Welt in sich aufnimmt und von einer geahneten, begonnenen und durchgeführten Entwicklung des selbstständigsten Wesens unverhohlen das Geprüfteste, Ausgesuchteste mittheilt.

Hier aber sey mir erlaubt abzubrechen und das Einzelne, welches sich so kräftig als anmuthig darstellt, einem eignen stillen Genusse anheim zu geben.

Möge gegenwärtiges Blatt nach Allerhöchst Dieselben an der vielleicht einzigen Stelle in der Welt finden, wo zugleich so viel übersehen wird, was war, verging, geworden ist und vergeht: Betrachtungen des höchsten und schönsten Geistes würdig.

Mögen Ew. Majestät, besonders zu ruhiger Tafelstube, unter deren beneidenswerthen Genossen auch[241] meiner günstig gedenken und Sich überzeugt halten, daß ich unter diejenigen gehöre, welche ihren Productionen möglichsten Werth zu geben trachten, um Allerhöchst Deroselben Neigung und Beyfall zu gewinnen.

Da ich nicht über mich gewinnen kann, eigentlich abzuschließen, so müßte ich abbrechen, wenn ich nicht noch für die besondere Gnade zu danken hätte, welche mir eine Copie des in jedem Sinne schmeichelhaften Bildes zugedacht hat. Hofmaler Stieler kündigt es mir so eben an, und ich erwarte es begierig, um solches als ein ewiges Denkmal von Ew. Majestät unschätzbaren Wohlwollen mir und den Meinigen für alle Folgejahre sorgfältig aufzubewahren.

Wie oftmals würde gegenwärtiger Brief, wie er sich zum Ende neigt, sich wieder auf's neue hervorthun, wenn ich alles anführen wollte, was wir seit der letzten Zeit von München her Gutes, Liebes und Bedeutendes zugekommen. Möchte ich doch an allem dem fortwährend bewundernswürdig daselbst Entstehenden einen nähern Antheil, als der mir jetzt gegönnt ist, gewinnen können.

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