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An Christian Gottlob Voigt
Indem ich an die Kupfer und Zeichnungen erinnert werde, fällt mir ein was geschrieben steht: »Bittet daß eure Flucht nicht geschehe im Winter.« Ew. Excellenz würden Sich fürwahr um uns ein großes Verdienst erwerben, wenn Sie für die Translocation und Dislocation jener Kunstwerke eine Frist auf bessere Tage verschaffen könnten. Mein Wunsch wäre, Jagemanns Atelier erst fertig zu sehen. Wäre er ordentlich introducirt und immittirt, so sähe man, was allenfalls zu seinem Guten und Frommen noch zu thun Wäre und womit man ihn vielleicht ausstatten könnte.
Die beyden Zimmer zwischen ihm und der Zeichenschule würden indessen auch frey; man könnte sich darin bethun und alles einrichten; sodann überlegte man nochmals auf der Bibliothek, was man dort wegnehmen könnte, ohne die bisherigen Custoden in Verzweiflung zu setzen, und was zum Vortheil [383] der Zeichenschule dem Hofrath Meyer übergebe ohne ihn gerade zu einer sehr Zeit versplitternden Custodie zu verpflichten.
Am bisherigen Orte ist alles wohl verwahrt. Gehen kann es Jedermann und benutzen auch: denn was nöthig befunden ward, ist unweigerlich an die Zeichenschule zum Gebrauch abgegeben worden.
Durch den Beytritt des Professor Jagemanns, durch die Einrichtung eines Ateliers für die eigentliche Ölmalerey, steht unsrer Zeichenschule eine ansehnliche Erweiterung bevor; nur was die Custodie betrifft, beziehe ich mich auf meinen früheren Aufsatz und verharre bey dem Wunsche, daß nichts zur Zeichenschule möge abgegeben werden, als was unmittelbar bey ihr genutzt wird.
Alles was drüber ist, wird nur den Lehrern eine Last und den Schülern eine Zerstreuung.
Wenn man die Gegenstände erst wieder vor sich hat, und wenn das neue Local in Ordnung ist, wird sich darüber etwas Bestimmtes sagen lassen. Es werde aber nach besseren Einsichten entschieden was da wolle, so wünsche ich nur, daß die Ausführung unmittelbar auf die Anordnung folge; welches in dem jetzigen Augenblicke, aus oben angeführten Gründen, nicht wohl thulich ist.
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