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An Charlotte von Stein
[25. März 1776.]
Naumburg früh 5. mit Tags Anbruch komm ich an. Ein wunderbaares liebes Dämmerlicht schwebt über allem. Ich habe viel gefroren und was das beste ist auch viel geschlafen. Jezt schläffst du auch! vielleicht wachst du einen Augenblick auf und denkst an mich. Ich bin ruhig, dencke an dich, und von dir aus an alles was ich lieb habe. – Wie anders! Lieber Gott wie anders! als da ich vor zehen Jahren als ein kleiner, eingewickelter, seltsamer Knabe in eben das Posthaus trat – Wie viel hat nicht die Zeit durch den Kopf und das Herz müssen, und wieviel wohler, freyer, besser ist mir 's nicht. –
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