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An Johann Heinrich Meyer
Auf Ihr gestriges Werthes, mit Beyschluß, erwidere sogleich schuldigst: daß allerdings die, unter der Adresse Ihro Königlichen Hoheit des Großherzogs, angelangten von Artaria gesendeten Bücher der [78] Bibliothek gehören und auch aus dieser Kasse bezahlt werden. Bisher wurden solche an Ihro Königliche Hoheit adressirrte Sendungen durch Herrn Geh. Hofrath Helbig alsobald an mich gesandt. Wollten Sie etwa in der Garderobe bestellen daß solches künftighin auch ohne weitere Anfrage geschähe, so würde sich weiter kein Anstoß ergeben.
Es freut mich sehr daß Sie meine Wünsche in Absicht der anzuzeigenden Blätter geneigt erfüllen mögen; es kann gewiß daraus nur Gutes entstehen wenn wir den eingeschlagenen Weg verfolgen.
Sodann wünscht ich aber doch daß Sie sich entschlössen einen Mittag hereinzukommen; es vergißt sich so manches wenn man ein folgerechtes Gespräch unterläßt. Es war mir sehr angenehm was Sie von Hirts Werke sagten; gerade diese beiden Äußerungen waren mir gleichfalls auffallend, wenn ich mich an dem Übrigen erfreuen und belehren konnte. Eine solche Recapitulation ist immer unterhaltend und aufregend.
Wollen Sie beykommendes Buch Ihro Kaiserlichen Hoheit, nicht im Namen des Verfassers, sondern in meinem zu Füßen legen? Es kann für Höchstdieselben kein Interesse haben, kaum für uns, doch verdient es wohl, neben den andern, allgemein interessanteren Arbeiten des Verfassers, in einer Bibliothek aufgestellt zu werden.
Ihnen aber, mein Theuerster, darf ich wohl einen Blick hineinzuthun empfehlen. Wenn wir beide unsre[79] Lebenstage synchronistisch neben denen des guten Erhards aufstellen; so haben wir allerdings uns eines bessern Glücks zu erfreuen; aber sein Denken ist gar zu unsicher, sein Betrag allzu willkürlich, sodann auch seine Umgebung so düster. Alles ist bey dem besten Willen in einem verworrenen Streben begriffen.
Das Weitere versparend auf eine nächst zu hoffende Zusammenkunft. Herrn Soret bitte schönstens zu grüßen und mich allerseits bestens und anständigst zu empfehlen.
treu vereint
J. W. v. Goethe.