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An Friedrich Constantin von Stein

Neapel den 26. Mai 1787.

Deine vielen Briefe, die ich alle auf Einmal erhielt, haben mir viel Freude gemacht. Ich bin aus Sicilien glücklich zurück und du kannst ohne Sorge seyn. Ich komme nun bald und du sollst schöne Sachen sehen und hören. Zeichne fleißig nach Büsten [219] und versuche auch einmal einen Kopf nach dem Leben. Zeichne Landschaften nach der Natur, und suche gleich etwas Interessantes zu wählen, so gut es die Gegend giebt. Ich kann dir, wenn ich komme, manche Anleitung geben, denn ich komme aus einer großen Schule. Dein italiänischer Brief hat mich sehr vergnügt; wenn ich zurückkomme, wollen wir nur italiänisch reden.

Wenn du das Meer sehen solltest, würdest du große Freude haben. Wenn man es eine Zeitlang gewohnt ist, so kann man nicht begreifen, wie man hat leben können, ohne es gesehen zu haben, und wie man fortleben soll, ohne es zu sehen. Ich bin durch Sicilien gegangen, ohne Empfehlungsschreiben und ohne Garde, und bin doch durchgekommen, es geht Alles, wenn man sich zu schicken und zu finden weiß. Wenn es meinen Wünschen nachgeht, so sehen wir diese Gegenden einmal zusammen. Oft wünsche ich dich zu mir, im Ganzen sehe ich doch aber, daß es gut ist, daß ich dich nicht mitgenommen habe. Nun sehe ich dich bald wieder und es wird mir eine neue Freude seyn.

Lebe wohl, grüße deine Großeltern, Onkels und Tanten.

G.

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